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Fieldwork

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  • Großansicht:
    Nicht Erholungs-, sondern Geschäftsreisende übernachten bisher in Taunggyi - die Stadt ist zentraler Handlsumschlagplatz des Shan-Staates. Foto: Kraas
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    Die Dörfer können sich mit zunehmendem Einkommen modernisieren: water harvesting für Brauchwasser, Solaranlagen für den abendlichen Strom, Marktgartenanbau für die urbanen Wochenmärkte. Foto: Kraas
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    Mit zunehmendem Tourismus in der Region entstehen größere Hotelanlagen. Foto: Kraas
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    Mehr und mehr findet man anstelle der und zwischen den traditionellen Reisfeldern Gemüse- und manchmal auch Obstanbau. Foto: Kraas
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    Nyaung Shwe ist der zentrale Versorgungsort am Inlesee; im Hintergund zu sehen ist der Kanal zum Inlesee. Auch hier entstehen derzeit große Hotelkomplexe für den wachsenden Tourismus. Foto: Kraas
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    Zweite Station der Exkursion ist der Inlesee, an dem sich Agrar- und Tourismuswirtschaft ausdehnen. Modernisierung führt in beiden Bereichen zu massiver Übernutzung der natürlichen Ressourcen. Foto: Kraas
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    Auch die Bauern und Handwerker der umliegenden Dörfer bieten ihre Waren in Taunggyi an - der lokale Handel konzentriert sich hier. Foto: Kraas
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    Mit zunehmender Modernisierung werden bisherige Wohn- und Geschäftshäuser durch große Märkte und Shopping Center ersetzt. Foto: Kraas

Damit nicht der Eindruck entsteht, wir hätten nur gegessen und anderweitig Spaß gehabt, jetzt etwas zu unserer Arbeit. In Taunggyi führten wir fünf Tage field work durch. Wir hatten schon festgestellt, dass der Inle Lake ja eine touristisch sehr gut erschlossene Region ist, in Taunggyi, 25 km weiter, davon jedoch nicht viel ankommt. Also war unsere Aufgabe jetzt, in 2er oder 3er Gruppen eines der folgenden Themen zu bearbeiten: Hotels, Heritage, Restaurants und Handicrafts. Die Standorte mussten in eine Mappe (uups, Karte) eingetragen, Fotos gemacht und die Geschichte bzw. bei Restaurants und Hotels die Preise und anderes erfragt werden. Mein Thema war Heritage. Wir fuhren also hauptsächlich mit besagten Motorcycles durch die Stadt und hielten Ausschau nach alten und neuen Gebäuden, Parks, Fürstenwohnhäusern etc. Außerdem fragten sich meine beiden Myanmaren natürlich durch, so dass sie schon ungefähr wussten, wo es hin ging – ich schloss mich der Mehrheit an. Ein kleiner Fehler meinerseits war, am Anfang zu sehr auf die Erinnerungsfähigkeit der Anderen zu bauen und die Orte nicht direkt in die Karte einzutragen. Dadurch hatte ich am letzten Tag die Möglichkeit, die Sightseeingtour zu wiederholen.

Am ersten Tag lief alles etwas anders, als ich mir das so gedacht hatte. Nichts von wegen hin, fotografieren, ein paar Fragen abhaken. Fast überall bekamen wir zumindest den traditionellen grünen Tee, oft auch etwas mir Unbekanntes zu knabbern. Ich war überwältigt von soviel Gastfreundschaft. Die Leute waren interessiert und meistens sehr offen und beantworteten die Fragen ausführlich. Ein Phänomen, dass immer wieder auffällt: Man stellt eine kurze Frage auf Englisch, die myanmarische Übersetzung dauert fünf Minuten, die Antwort zwanzig Minuten und die Übersetzung wieder ins Englische eine Minute. Finde den Fehler!

Der zweite Tag verlief dann etwas anders, denn nun waren eher die offiziellen Gebäude dran. Meistens waren die Gesichter am Anfang sehr verschreckt, wenn da mehrere Leute und auch noch eine große Europäerin aufkreuzten und einfach Fragen stellen wollten. Wenn das Vorhaben erklärt war, wurde meistens ganz schnell ein Vorgesetzter gerufen, wenn er „nicht da“ war, wurden wir schnell wieder hinauskomplimentiert. Manchmal war es nicht einmal erlaubt, zu fotografieren. Also nichts mehr mit Tee und Keksen. Mein Magen begann ein bisschen traurig zu werden und auch die Myanmaren waren nicht sehr erbaut, vielleicht aber auch, weil sie nicht mehr reden konnten.

Die restliche Zeit war durchmischt, teilweise sehr freundliche Leute, teilweise gingen wir recht schnell wieder, einmal war meine Myanmarin für ihre Verhältnisse sehr still – wir waren aus Versehen beim Special Investigation Office gelandet. Klar war, dass der Gedanke an Urban Heritage und dass diese Orte ja vielleicht für Touristen interessant sein könnten, für viele Leute recht neu war. „Wann wurde das Haus gebaut?“ „Wissen wir nicht…“ Na, aber wer weiß schon genau, wann z.B. die Kölner Uni gebaut wurde?

Michaela Schily