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SEDISEA

Auf diesen Web-Seiten erhalten Sie nähere Informationen zum Forschungsprojekt "Globalisierung und regionale Disparitäten sozioökonomischer Strukturen in den Staaten Südostasiens. Analyse und Bewertung der aktuellen Entwicklungen, Potentiale und Defizite mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS)". Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Gerhard-Hess-Programms gefördert.

Inhaltliche Fragestellungen:

Globalisierung und sozioökonomische Disparitäten in den Staaten Südostasiens.

Forschungsfragen und -perspektiven innerhalb der Geographie

Die Staaten Südostasiens durchlaufen seit Mitte/-Ende der 1980er Jahre zeitlich versetzt Phasen rasanten wirtschaftlichen Wachstums und stärksten sozioökonomischen Umbruchs. Maßgebliche Determinanten für die hohen Wachstumsraten sind vor allem günstige Ressourcenlage, hohe Zahlen an- und ungelernter Arbeitskräfte, die Verlagerung arbeitsintensiver Produktion nach Südostasien, eine zunehmende Einbindung der Region in globale Wirtschaftsstrukturen sowie wachsende, mediengetragene Präsenz internationaler Informationen, Konsummuster und (Wert-)Orientierungen. Diese Globalisierungsprozesse sind eingebettet in national unterschiedlich ausgerichtete Wirtschaftsordnungen (marktwirtschaftlich orientiert: z.B. Singapur, Malaysia; nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Transformation begriffen: z.B. Vietnam, Kambodscha) und vollziehen sich vor dem Hintergrund jeweils eigener Prägung durch Religion, koloniale Vergangenheit und traditionelle Wertesysteme.

Die hohe Dynamik des Umbruchs führt dazu, daß die wirtschaftlichen Aktivräume der Staaten immer stärker in globale Prozesse eingebunden, ihre Peripherien aber angesichts versäumter Dezentralisierung zunehmend von der nationalen Entwicklung abgetrennt werden. Die Folgen des Umbruchs sind erkennbar in ökonomischen und ökologischen Überlastungserscheinungen in den industriellen Aktivräumen, in einer Verschärfung der interregionalen Einkommens- und Versorgungsdisparitäten, in einer Vielzahl sozialer Probleme (Veränderung der Familienstrukturen, Werteverfall, Auflösung sozialer Netze etc.) und wachsender Konfliktträchtigkeit in den Peripherregionen. Zu diesen sich verstärkenden regionalen Disparitäten im wirtschaftlichen und sozialen Bereich liegen bisher jedoch erst wenige Regional- wie auch staatenübergreifende, vergleichende Untersuchungen vor.

Das Forschungsvorhaben will vor diesem Hintergrund aus geographischer Sicht die jüngsten Strukturen, Entwicklungen, Potentiale und Defizite besonders der Teilräume (Provinzen und Distrikte) südostasiatischer Staaten analysieren und bewerten und damit einen Beitrag zum Verständnis und zur Steuerbarkeit der Entwicklungsprozesse leisten. Denn das Primat nationalstaatlichen Wachstums in der Konkurrenzsituation der südostasiatischen Staaten untereinander führt innerhalb der einzelnen Staaten zu einer weitgehenden Vernachlässigung des Disparitätenausgleichs zwischen unterschiedlich strukturierten Regionen. Möglichkeiten einer Entwicklung von Dezentralisierungsstrategien werden oft mangels ausreichender Kenntnisse über die in den Entwicklungsperipherien vorhandenen wirtschaftlichen und sozialen Potentiale und Defizite nicht erkannt und weiterverfolgt. Im Vordergrund des Forschungsvorhabens stehen vier zentrale Aspekte und Fragestellungen (in Auswahl):

  1. Globalisierungsprozesse als Determinanten für die regionale Wirtschaft
    Welche Globalisierungsprozesse lassen sich in den einzelnen Staaten identifizieren? Welche Bedeutung besitzen sie für die Entwicklungen in Aktivräumen und Entwicklungsperipherien?
  2. Engpässe bei den Humanressourcen
    Wie sind Quantität und Qualität des Bildungswesens ausgeprägt? Wo liegen Defizite und Entwicklungspotentiale? Wie hoch sind die Anteile der Bevölkerung mit höherem Ausbildungsstand in den einzelnen Teilregionen der Staaten? Wird dieses Potential gebunden, oder wandert es - wohin, aus welchen Gründen? - ab?
  3. Metropolisierungsprobleme
    Wie vollzieht sich der Metropolisierungsprozeß innerhalb des jeweiligen Landes? In welcher Weise ist das nationale Städtenetz geeignet, dezentrale Funktionen in einem nationalen Ausgleichsprozeß zu übernehmen? Welches sozioökonomischen und soziokulturellen Ursachen bedingen und steuern die Entwicklungsprozesse?
  4. erhöhte Konfliktpotentiale durch wachsende inner- wie zwischenstaatliche Disparitäten
    Welche Einkommens- und Versorgungsunterschiede bestehen innerhalb der einzelnen Staaten? Welche Potentiale und Defizite bestehen in den Entwicklungsperipherien? Welche Dezentralisierungansätze lassen sich aus ihnen ableiten? Welche Konfliktpotentiale bestehen in den Entwicklungsperipherien? Wie behindern sie Integration und sozioökonomischen Anschluß an die Aktivräume?


Die Aufgaben aus Sicht der Geographie liegen besonders in der gegenwartsbezogenen Grundlagenforschung zur räumlichen Differenzierung der ablaufenden Prozessen und ihren Ursachen sowie in der Erstellung praxisrelevanter Analysen der räumlichen Entwicklungsunterschiede. Aus diesen Analysen gehen Handlungsempfehlungen für die entwicklungspolitische Beratung hervor, die zur Abschwächung regionaler sozioökonomischer Disparitäten, zur Problem- und Konfliktlösung und zum Verständnis traditioneller soziokultureller Einflußgrößen beitragen.

Als methodisches Instrument wird ein Geographisches Informationssystem (GIS) eingesetzt, welches (1) in einer Datenbank auf der Ebene der Provinzen und Distrikte unterschiedlichste Daten integriert und (2) diese mit Karteninformationen verbindet. Das GIS erlaubt raumbezogene Analysen sowie die Erstellung von Karten unterschiedlicher Maßstabsebenen und wird dadurch zu einem Monitoringsystem für sozioökonomische Entwicklungen. Experteninterviews vertiefen die Analysen und sichern die Aussagen ab.