Arbeitsgruppe Geoarchäologie, Küstenmorphologie und Geochronologie (Prof. Dr. Helmut Brückner)
Ein Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe ist die Geomorphodynamik von Küsten. Basierend auf der Untersuchung von Küstengeomorphologie und Küstensedimenten wird insbesondere der Frage nachgegangen, wie sich die natürliche Entwicklung von Küsten in den letzten Jahrtausenden vollzogen hat (Küstenmorphologie & Quartärforschung). Darüber hinaus stehen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt im Küstenbereich im Fokus laufender Forschungen (Geoarchäologie & Küstenrisiken). Sedimentologisch-geochemische Analysen werden im Physisch-Geographischen Labor (hier geht's zur Homepage des Labors) des Instituts für Geographie durchgeführt. Dieses verfügt über eine umfangreiche Austattung für eine Vielzahl analytischer und methodischer Ansätze. Die Arbeitsgruppe betreibt außerdem das Cologne Luminescence Lab (CLL), dessen Forschungsgegenstand hauptsächlich die Anwendung und Weiterentwicklung der Lumineszenzdatierung darstellt. Ein weiteres Forschungsfeld der Arbeitsgruppe ist die Datierung Pleistozäner Flussterrassen mittels kosmogener Nuklide (Geochronologie). Der räumliche Schwerpunkt liegt auf den Küsten des Mittelmeers (Spanien, Marokko, Türkei, Griechenland, Italien) und des Schwarzen Meers (Russland, Ukraine, Georgien). Des Weiteren sind auch die Arabische Halbinsel (Saudi Arabien, Katar), Südostasien und Australien (Thailand, Philippinen, nördliches Westaustralien, Myanmar) sowie die Karibik (Bonaire) Regionen mit langjähriger Forschungsaktivität.
Küstenmorphologie
Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung morphologischer Veränderungen unterschiedlichster Küstentypen auf Zeitskalen von wenigen Jahren bis ins Pleistozän sowie der Rekonstruktion der daran beteiligten morphologisch wirksamen Faktoren und Prozesse. Besonderes Interesse gilt dabei der Rolle von Veränderungen des Meeresspiegels.
Geoarchäologie
Die Rekonstruktion der Landschaftsentwicklung im Umfeld antiker Küstensiedlungen stellt einen besonderen Fokus der Arbeitsgruppe dar, häufig in enger Zusammenarbeit mit archäologischen Surveys und Grabungen. Im Zuge dieser interdisziplinären Studien wird sowohl der Einfluss natürlicher Küstenlinienverlagerungen und veränderter Umweltbedingungen auf die Entwicklung von Küstensiedlungen untersucht (z.B. Verlandung von Häfen) als auch den Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Küste nachgegangen (z.B. verstärkte Bodenerosion). Die Arbeitsgruppe ist zudem integriert in die seit 2009 laufenden Forschungen SFB 806 „Our Way to Europe“ (hier geht’s zur Homepage des SFB 806).
Geochronologie
Um die Dynamik von Landschaften und Landschaftsformen über Zeiträume von Jahrzehnten, Jahrhunderten und Jahrtausenden zu erfassen, werden unterschiedliche Datierungsverfahren angewendet, die Aufschluss über den Ablagerungszeitpunkt untersuchter Sedimente oder die Entstehung morphologischer Strukturen geben können. Ein besonderer Fokus liegt auf der Anwendung und Weiterentwicklung der Lumineszenzdatierung (Cologne Luminescence Lab). Neben küstenbezogenen Arbeiten widmet sich das CLL seit 2016 im Rahmen des SFB 1211 "Evolution at the Dry Limit" der Weiterentwicklung von Ansätzen, die das Datierungslimit der Lumineszenzdatierung erweitern sollen (hier geht es zur Seite des SFB 1211). Ebenfalls gehören Untersuchungen zur Chronologie der Pleistozänen Flussterrassen an Mosel und Maas mittels kosmogener Nuklide zu den laufenden Forschungen in der Arbeitsgruppe.
Küstenrisiken
Ein weiteres Forschungsfeld ist die Erfassung von Risikopotenzialen durch Tsunamis und tropische Wirbelstürme. Dabei geht es zum einen um die Auswirkungen moderner Tsunamis und Stürme (u.a. Indian Ocean Tsunami 2004, Taifun Haiyan 2013) auf die Küstenmorphologie und die Sedimentverteilung im Küstenbereich. Des Weiteren ist die Rekonstruktion von Wiederkehrraten extremer Wellenereignisse anhand indikativer Sedimente in küstennahen Geoarchiven Gegenstand laufender Forschungen der Arbeitsgruppe.