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Geofaktoren und zivile Krisenprävention in Mumbai und Jakarta (MumJak)

Titel: „Geofaktoren und zivile Krisenprävention in Megastädten – Mumbai/Indien und Jakarta/Indonesien“

Projektleiterin: Prof. Dr. Frauke Kraas, Universität zu Köln

Kontaktpersonen: Carsten Butsch, Gerrit Peters, Universität zu Köln

Forschungspartner: School for Planning and Architecture, Delhi/Indien, Universitas Universitas Gadjah Mada, Fakultas Geografi, Yogyakarta/Indonesien 

Projektlaufzeit: 01.06.2009 – 31.05.2011

Schlagworte: Megastädte / Geofaktoren / Geographische Risikoforschung / Governance / Überschwemmungen / soziale Unruhen / Gesundheitssystem / Erdbeben

Fachgebiet und Arbeitsrichtung: Stadtgeographie, Geographische Risikoforschung, Entwicklungsländerforschung

Forschungsanliegen in einem Satz

In dem Projekt wird analysiert, welche spezifischen Kombinationen megaurbaner Geofaktoren ein besonderes Potential für Sozialkatastrophen in sich tragen, inwieweit unterschiedliche Stadträume und soziale Gruppen gegenüber bestimmten Risiken exponiert sind und wie verschiedene Akteure hierauf reagieren.

Hintergrund

Megastädte sind ein recht junges Phänomen des derzeitigen globalen Urbanisierungsprozesses, der sich am deutlichsten darin manifestiert, dass seit 2008 global gesehen erstmals mehr Menschen in Städten lebten als in ländlichen Gebieten. Megastädte sind dabei nicht einfach nur „große Städte“ oder, wie der Begriff nahe legt, „Millionenstädte“, sondern Siedlungsräume mit neuen Qualitäten, komplexen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Geofaktoren und einer bisher beispiellosen Bandbreite der Interaktion zwischen Mensch und Umwelt in einem hoch dynamischen, komplexen Mensch-Umwelt System. Hieraus ergibt sich eine neue Konstellation natürlicher und anthropogener Hazards, die als Sozialkatastrophen in megaurbanen Systemen ein hohes Potential tangibler und intangibler Schäden verursachen können, wobei insbesondere die angesprochenen komplexen Wechselwirkungen innerhalb des Systems Megastadt zu schwer quantifizierbaren Risikoprognosen führen. Dies gilt insbesondere dann, wenn zusätzlich die Ausstrahlungskraft megaurbaner Krisen in einer regionalen oder globalen Perspektive aufgegriffen wird, da Megastädte als Knoten in einem interdependenten globalen Wirtschaftsnetzwerk nicht nur von weltumspannenden Prozessen betroffen sind, sondern ebenso Einfluss auf diese nehmen.

Ziele

Vor dem Hintergrund weltweiter, globalisierungs-assoziierter Urbanisierung, verstanden als Teil des globalen Wandels, erlangen Megastädte als Extremprodukte dieses Prozesses zunehmende Bedeutung. In diesem Projekt soll eine theoretische Erörterung megaurbaner Geofaktoren für die Risikoprävention und Risikomitigation stattfinden sowie das theoretische Verständnis des Ursache-Wirkungskomplexes von Risiken weiterentwickelt werden. Die auf Grundlage einer umfänglichen Literaturanalyse entwickelten Leitfragen werden durch Feldstudien empirischen bearbeitet, die in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern in Mumbai/Indien und Jakarta/Indonesien durchgeführt werden. Ziel ist es dabei, Aussagen über die Vulnerabilität und Resilienz zu treffen und einen konzeptionellen Beitrag zum Risikodiskurs, vor allem im Bezug auf megaurbane Krisenprävention, zu leisten.

Basierend auf einer umfassenden Literaturstudie, die in der ersten Projektphase durchgeführt wurde, und unter Rückbezug auf die Ergebnisse früherer eigener Forschungsprojekte, wurden vier Leitfragen formuliert:

Welches sind die für Megastädte raumbestimmenden Geofaktoren und in welchem Zusammenhang untereinander stehen sie?

Wie ist die Risikoexposition megaurbaner Agglomerationen vor dem Hintergrund des Globalen Wandels zu bewerten und welche Strategien zur Anpassung, Prävention und Mitigation existieren bereits?

Welche Geofaktoren sind im Bezug auf Vulnerabilität und Resilienz von Megastädten relevant und wie beeinflussen sie die Ausprägung und die Wechselwirkungen dieser beiden Größen und ihr wechselseitiges Verhältnis?

Welche konkreten Strukturen und Prozesse tragen zur Milderung und Bewältigung megaurbaner Krisen bei und welche Szenarien lassen sich entwickeln? 

Publikationen

Kraas, F. (2003): Megacities as Global Risk Areas. In: Petermanns Geographische Mitteilungen, Jahrgang 147, Heft 4, S. 6-15.

Kraas, F. (2007): Megacities and global change. Key priorities. In: Geographical Journal, Jahrgang 173, Heft 1, S. 79-82.

Kraas, F. und U. Nitschke (2006): Megastädte als Motoren globalen Wandels. In: Internationale Politik, Jahrgang 2006, Heft 11. S. 18-28.

Bork, T., Butsch, C., Kraas, F. und M. Kroll (2009): Megastädte: Neue Risiken für die Gesundheit. Deutsches Ärzteblatt, Jahrgang 106, Heft 39, S 1877-1881. (http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=66070)

Butsch, C., Etzold, B. und P. Sakdapolrak (2009): The Megacity Resilience Framework. Bonn.

Kraas, F. (2010): Stadt und Land im Fluss: Lebensräume. Transformationsprozesse im „urban fringe“ der Megastädte Asiens. a.r.t.e.s-Jahrbuch (10/2008-02/2010). a.r.t.e.s. Forschungsschule der Universität zu Köln: 86-93.