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Einflussfaktoren auf und gesellschaftliche Auswirkungen von Meeresspiegelanstieg und Überschwemmungen im Ayeyarwady-Delta (Myanmar) – Lehren aus der Vergangenheit für zukünftiges Katastrophenmanagement

Der regionale Schwerpunkt des Projekts ist das Ayeyarwady Delta, das stark von Meeresspiegelanstieg (MSA) bezogenen Gefahren betroffen ist. Seine hohe Verletzlichkeit wurde 2008 durch 138.400 Tote und Vermisste nach Zyklon Nargis veranschaulicht. Flusshochwasser betreffen sogar noch wesentlich größere Bereiche des Deltas. So waren während des Zyklons Komen im August 2015 mehr als 3 Mio. Menschen betroffen.

Die Einzigartigkeit des Projekts liegt in seinem Forschungsgebiet und in seinem Design, das die sedimentären und historischen Aufzeichnungen von MSA und Deltahochwassern (DHW) mit der sozioökonomischen Entwicklung der Region verbindet. Wechselwirkungen zwischen MSA, DHW und gesellschaftlichen Auswirkungen sollen an 6 Standorten veranschaulicht werden. Durch die gemeinsame Interpretation physikalischer und humangeographischer Daten sollen die natürlichen und menschlichen Triebkräfte für MSA und DHW, sowie deren Konsequenzen identifiziert werden.

In Teil 1 (1988 bis heute, Periode marktorientierter Wirtschaft) und Teil 2 (1860-1988, seit Deltakolonisierung) sollen hochauflösende Aufzeichnungen von MSA und DHW untersucht werden. Die Rekonstruktion des MSA basiert auf Pegelmessungen. Für die Rekonstruktion historischer DHW werden hochauflösende Sedimentarchive und historische Archivdaten verwendet. Durch die Kombination mit Daten zu Landnutzung, Bevölkerungsdichte und sozioökonomischen Entwicklungen im Deltabereich aus historischen Archiven sowie Experten- und Haushaltsinterviews soll der Einfluss (und die Reaktion) des Menschen auf MSA und DHW untersucht werden. In Teil 3 (vor Deltakolonisierung 1860) wird die langfristige Entwicklung des Meeresspiegels sowie die Häufigkeit von DHW während der letzten Jahrtausende basierend auf Sedimentarchiven untersucht.

Die gemeinsame Analyse dieser Daten wird dazu beitragen zu verstehen, wie und in welchem ​​Ausmaß MSA und DHW die sozioökonomische Entwicklung im Ayeyarwady Delta beeinflusst haben und umgekehrt. Da Myanmar für Jahrzehnte Terra Incognita war, ist die Relevanz dieser Ergebnisse für eine verbesserte Gefahrenbewertung und zur Entwicklung zukünftiger Strategien der Risikominderung besonders hoch einzuschätzen.