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(Mega)Urbane Gesundheit: Gesundheitliche Disparitäten und Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen in Pune/Indien

Projekttitel: „(Mega)Urbane Gesundheit: Gesundheitliche Disparitäten und Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen in Pune/Indien“

Projektleiterin: Prof. Dr. Frauke Kraas, Universität zu Köln

Kontaktpersonen: Carsten ButschMareike Kroll (Universität zu Köln)

Forschungspartner: Prof. Dr. Erach Bharucha, Institute of Environment Education and Research, Bharati Vidyapeeth University, Pune

Projektlaufzeit: 01.01.2007 – 31.12.2012

Schlagworte: Gesundheitssystem / Gesundheitsstatus / Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen / Megastädte / Health Governance

Fachgebiet und Arbeitsrichtung: Stadtgeographie, Geographische Gesundheitsforschung, Entwicklungsländerforschung 

Forschungsanliegen in einem Satz

In dem Projekt wird megaurbane Gesundheit aus zwei Perspektiven analysiert: Wie wirkt sich Urbanisierung auf den Gesundheitsstatus verschiedener sozioökonomischer Bevölkerungsgruppen aus und wie kann Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen als Kenngröße für die Leistungsfähigkeit (megaurbaner) Gesundheitssysteme erfasst und bewertet werden. 

Hintergrund

Das zunehmende Interesse an Gesundheit in urbanen Räumen ist unter anderem durch den derzeitigen massiven Urbanisierungsprozess motiviert, durch den die spezifischen Einflussfaktoren urbaner Lebensräume für immer mehr Menschen zu Determinanten des Gesundheitszustandes werden. Dabei bieten Städte im Hinblick auf die menschliche Gesundheit positive wie negative Einflussfaktoren, die in einem komplexen Wirkungsgeflecht miteinander verwoben sind. Daher sind in Städten gleichzeitig die gesündesten wie auch die gesundheitlich am meisten benachteiligten Bevölkerungsgruppen anzutreffen. Städte als Standorte für die bestausgestatteten Krankenhäuser sowie medizinische Ausbildungseinrichtungen stellen besondere Knotenpunkte für Gesundheitsversorgung und -information dar. Die größere Bevölkerungszahl im unmittelbaren Einzugsgebiet erlaubt die Einrichtung spezialisierter medizinischer Angebote, durch eine größere gesellschaftliche Pluralität hat der Einzelne mehr Möglichkeiten seine Lebensideale selbstbestimmt zu verwirklichen, was sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken kann. Diesen positiven Aspekten stehen insbesondere in den Metropolen der Entwicklungs- und Schwellenländer zahlreiche negative Einflussfaktoren gegenüber, deren Bedeutung mit der Größe der Stadt in aller Regel wächst. Hierunter sind zu nennen: Degradation der Umwelt, katastrophale hygienische Bedingungen, vor allem in Marginalsiedlungen, mangelnder Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie Überlastung der öffentlichen Gesundheitsinfrastruktur, die nicht zuletzt auf einem Verlust von Steuerbarkeit aufgrund einer Überlastung des administrativen Systems beruht. Aufgrund der hohen Urbanisierungsdynamik in Megastädten treten hier die angesprochenen Überlastungserscheinungen besonders deutlich zu Tage, teilweise mit drastischen Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit lokaler Gesundheitssysteme sowie den Gesundheitszustand verschiedener Bevölkerungsgruppen.

 Ziele

In dem großen Themenbereich der menschlichen Gesundheit, der die Komplexe „Gesundheitsstatus“, „Gesundheitssystem“ und „Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen“ beinhaltet, wird zumeist von einer polarisierenden Dichotomie von „städtisch“ (gut versorgt/besserer Gesundheitsstatus) und „ländlich“ (unterversorgt/schlechterer Gesundheitsstatus) ausgegangen. Diese Annahme verhindert häufig eine differenzierende Betrachtung städtischer Versorgungsstrukturen und den Zugang zu diesen bzw. epidemiologischer Profile. Ziel des Forschungsprojektes ist es daher aus zwei komplementären Sichtweisen – d.h. aus Sicht von „Angebot“ und „Nachfrage“ – zu analysieren, (A) welche gesundheitlichen Disparitäten zwischen verschiedenen sozioökonomischen Gruppen bestehen und (B) aus dem Blickwinkel einer gesundheitssystemischen Herangehensweise, warum und in welcher Weise der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen beeinflusst wird. 

Publikationen

Butsch, C., Kroll, M., Kraas, F., Bharucha, E., 2015. How does rapid urbanization in India affect human health? Findings from a case study in Pune. Asien 134: 73-93.

Kroll, M., Bharucha, E., Kraas, F., 2014. Does rapid urbanization aggravate health disparities? Reflections on the epidemiological transition in Pune, India. Global Health Action 7: 23447.

Butsch, C., Bork-Hüffer, T., Kroll, M., 2014. Menschliche Gesundheit in den Megastädten Indiens und Chinas. In: Universitas 69 (815), 40-58.

Butsch, C., Kroll, M., Bork-Hüffer, T., 2014. Megaurban Health in Developing and Newly Industrializing Countries. In: Michalos AC (Ed.), Encyclopedia of Quality of Life and Well-Being Research. Springer, Dordrecht, Netherlands, 3981-3985.

Kroll, M., 2013. Gesundheitliche Disparitäten im urbanen Indien. Auswirkungen des sozioökonomischen Status auf die Gesundheit in Pune. Stuttgart.

Butsch, C., Kraas, F., Kroll, M., 2012. Gesundheit für alle? MDGs am Beispiel von Mumbai. Geographische Rundschau 11, 36-42.

Butsch, C. 2011. Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen. Barrieren und Anreize in Pune, Indien. Stuttgart.

Kroll, M., Butsch, C., Kraas, F., 2011. Health inequities in the City of Pune, India. In: Krämer, A, Khan, M, Kraas, F. (Eds.), Health in Megacities and Urban Areas. Springer, Heidelberg, 263-277.

Butsch, C., Kroll, M., Bork, T., 2010. Health Challenges in Megacities - Examples from India and China. Geographische Rundschau International Edition 6 (2), 20-25.

Bork, T., Butsch, C., Kraas, F. und M. Kroll (2009): Megastädte. Neue Risiken für die Gesundheit. In: Deutsches Ärzteblatt 106 (39): 1877-1881.

Butsch, C. (2008): Access to healthcare in the fragmented setting of India’s fast growing agglomerations – a case study of Pune. In: Bohle, H.G. und K. Warner (Hrsg.): Megacities. Resilience and Social Vulnerability. Source No. 10: 62-72.