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Exkursionsauftakt in George Town

Die ersten drei Tage der Exkursion verbrachten wir in George Town, einer Stadt 325 Kilometer nördlich von Kuala Lumpur auf der Insel Penang. George Town ist Hauptstadt des Staates und Herz der Metropolregion, die den zweitgrößten Ballungsraum in Malaysia darstellt. Gegründet 1786 als Freihafen, um britischen Interessen in Südostasien zu dienen, ist George Town zu einem Zentrum des Welthandels geworden, das viele ausländische Händler, vor allem aus Europa, Südostasien, China, Indien und den arabischen Ländern angezogen hat. Die daraus resultierende multiethnische Gesellschaft, die bis heute existiert, spiegelt sich in der Architektur und verschiedenen Praktiken wider. 2008 wurde George Town als UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Am ersten Tag der Exkursion wurden wir von Frau Kraas und Prof. Khoo Suet Leng, einer malaiischen Kollegin der Universiti Sains Malaysia, in der Lobby unseres Hotels in George Town begrüßt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es auf eine Stadtführung, die von Prof. Khoo durchgeführt wurde. Dabei konzentrierten wir uns besonders auf die Kernzone der Stadt, die die wertvollsten Kulturgüter schützt und 1.894 historische Gebäude beinhaltet. Dort haben wir an verschiedenen Tempeln, Märkten und natürlich Shophouses, die einen sehr großen Teil des Weltkulturerbes in George Town ausmachen, Halt gemacht.

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  • © Isabel Rotetzki
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In George Town sind sieben von neun Typen von Shophouses zu finden, die das Zusammenkommen von Einflüssen des malaiischen Archipels, Indien, China und Europa widerspiegeln. Früher dienten sie als Arbeits- und Wohnhaus. Unten wurde ein Laden betrieben, während oben zumeist auf kleiner Fläche mit vielen anderen Personen zusammen gewohnt wurde. Heute befindet sich in den meisten Fällen das Lager über dem Laden.

Mittags stärkten wir uns bei einem gemeinsamen indischen Essen. Danach hatten wir einen Termin bei thinkCITY, einer Stadtpolitikberatung, die auch Projektabwicklungspartner und Venture-Builder ist und im Placemaking, der Resilienz, der Analytik und dem Naturschutz arbeitet. thinkCITY ist unter anderem für die Stadterneuerung in George Town zuständig und hat die Mission, Städte lebenswerter, ökologisch und sozial widerstandsfähiger sowie nachhaltiger zu gestalten.

Nach dem Vortrag mit anschließender Diskussion ging es in das Cheong Fatt Tze Mansion, die einem Chinesen gehörte, der laut New York Times der reichste Mann Chinas gewesen sei. Das blaue Haus befand sich lange in Familienbesitz, da Cheong Fatt Tze in seinem Testament festgehalten hatte, dass erst seine Enkelkinder das Haus verkaufen dürfen, wenn sein letzter Sohn gestorben ist. Nachdem der letzte Sohn gestorben war, wurde das inzwischen verfallene Haus verkauft, von einem neuen Besitzer übernommen und restauriert. Die insgesamt 83 Räume werden heute teilweise als Hotel, Ausstellungsfläche oder Filmkulisse genutzt.

Nach der Führung durch das beeindruckende Cheong Fatt Tze Mansion inkl. Erzählungen und Erklärungen über die Nutzung, Cheong Fatt Tze´s Frauen sowie der Funktionalität verschiedener Räumlichkeiten, ging es zurück ins Hotel, wo wir in unsere Zimmer eincheckten, bevor der erste Tag mit einer Reflexion beim Abendseminar beendet wurde. Anschließend wurden wir aus Frau Kraas´ Verantwortung entlassen, um die Feier des Chinese New Year in der Stadt mit viel Feuerwerk, lauter Musik und bunten Drachen miterleben zu können.

© Isabel Rotetzki
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Am nächsten Tag ging es nach langem Anstehen in der Warteschlange mit der ersten Zahnradbahn Südostasiens auf den Penang Hill, von wo aus wir die Stadt von oben betrachten und analysieren konnten. Anschließend besichtigten wir den Kek Lok Si-Tempel, eine der größten chinesischen Tempelanlagen Südostasiens. Die Architektur des Tempels strebt zum Himmel und ist eine zu Stein gewordene Vision von Gesellschaft und Jenseitigkeit. Die Ursprünge des Tempels liegen im 10.-11. Jahrhundert. Danach wurde immer wieder auf dem Grundstück gebaut und die große Anlage erweitert. Verantwortlich für die Tempelerhaltung ist der Tempelrat. Der Tempelwächter bewacht den Tempel und entscheidet, ob man nach dem Tod in den Himmel oder in die Hölle kommt.

Im Abend-Seminar thematisierten wir die Vision 2030 und Urban Growth.

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Am letzten Tag auf der Insel Penang war unser erster Stopp bei einem myanmarischen – Dhammikarama Burmese Temple – und einem thailändischen Tempel – Wat Chayamangkalaram. Nach einer Mittagspause ging es in den Tropical Spice Garden, einem großen Pflanzen- und Kräutergarten in Penang. In einer Führung erfuhren wir einiges über die Wirkungen verschiedener Pflanzen und Kräuter und lernten viele (uns zum Teil bis dato unbekannte) tropische Pflanzen kennen.

Anschließend besuchten wir eine Batik-Fabrik, in der uns gezeigt wurde, wie Stoffe von Hand gebatikt werden, die schließlich zu Kleidung oder Tüchern verarbeitet werden. Letzter Stopp des Tages war das Leong San Tong Khoo Kongsi-Clanhaus, das größte Hokkien-Clanhaus in Malaysia. Es gehört den wohlhabendsten chinesischen Händlern der Meerenge in Malakka und dem frühen Penang des 17. Jahrhunderts, den Khoo Kongsi, einer Clanvereinigung des Leong San Tong-Clans. Der dazugehörige Tempel ist aufwendig und reich verziert, womit die Chinesen in Penang ein Zeichen der Dominanz und Präsenz gesetzt haben. Das Areal, zu dem auch ein Theater, in dem im siebten Mondmonat immer noch chinesische Opern aufgeführt werden, ein Museum und die Reihenhäuser für die Clan-Mitglieder aus dem späten 19. Jahrhundert gehören, befindet sich im Herzen des ältesten Teils der Stadt George Town am Cannon Square. Die aus Südchina ausgewanderte Familie Khoo baute das Clanhaus 1851 für Mitglieder ihrer Familie. Nachdem dieses 1901 niedergebrannt war, wurde 1906 eine verkleinerte Version fertiggestellt. Er ist den Schutzgottheiten des Clans gewidmet. 

Isabel Rotetzki