zum Inhalt springen

Tourismus in den Cameron Highlands

© Niklas Elverich

Ganz andere Eindrücke des vielseitigen Landes Malaysias konnten wir auf unserer Weiterreise durch die Cameron Highlands erleben. Nach drei Tagen auf der Insel Penang und diversen Zwischenstopps in der Region um Ipoh erblickten wir am Abend von Tag 4 die Lichter der ehemaligen Hill Station Tanah Rata in den Cameron Highlands. Auf 1442 Meter Höhe herrscht eine jährliche Durchschnittstemperatur von 20° C mit insgesamt 3022 mm Jahresniederschlag. Die Exkursionsgruppe besuchte Tanah Rata in einem von vier ariden Monaten, wodurch wir von größtenteils trockenem und im Vergleich zu den bisher besuchten Regionen Malaysias von kühlerem Wetter begrüßt wurden. Von den klimatischen Bedingungen des Ortes lässt sich seine Entstehungsgeschichte und historisch räumliche Nutzung nachvollziehen.

Die Cameron Highlands wurden in den 1880er Jahren von dem britischen Forscher und Geologen William Cameron erkundet und kartiert. Die Ortsplanung verfolgte eine strikte Flächennutzungstrennung mit gesonderten Bereichen für öffentliche Gebäude, die Wohnnutzung und Erholung. Im Zuge der Entwicklung wurde ein Infrastrukturnetz errichtet, welches die unterschiedlichen Gemeinden miteinander verknüpfte. Dadurch wurde ein Anschluss zwischen Wohn- und Naherholungsgebieten sowie landwirtschaftlich genutzten Flächen garantiert. Tanah Rata entwickelte sich schließlich zu einem Raum, der wirtschaftlich durch die Landwirtschaft und den Tourismus geprägt wurde.

Bei unserem Besuch konnte die landwirtschaftliche und touristische Nutzung des Raumes beobachtet werden. An Tag 5 der Exkursion besuchten wir die BOH-Teeplantage, Produktionsort von 70 % des in Malaysia verkauften Tees. Die Cameron Highlands eignen sich aufgrund der niedrigeren Temperaturen, der Niederschlagsmenge und den sauren Böden besonders für die Herstellung von Tee. Kilometer entlang der Hänge wachsen Teepflanzen, welche u.a. aufgrund ihrer satten grünen Farbe einen Tourismusmagneten darstellen. Uns wurde die Teeproduktion im Rahmen einer Führung durch die an die Teeplantagen angeschlossene Fabrik dargestellt. Der Tee wird zunächst geerntet und in fünf Schritten weiterverarbeitet: Im direkten Anschluss an die Ernte findet das Welken (withering) der Teeblätter über Nacht statt, wodurch den Blättern ein großer Teil der Feuchtigkeit entzogen wird. Das anschließende Rollen der Blätter dient als Vorbereitung auf die Fermentation. Dabei findet eine Oxidation statt, die den Geschmack und Geruch des Endprodukts verändert. Im vierten Schritt der Weiterverarbeitung werden die fermentierten Teeblätter für 20 Minuten getrocknet, sodass ein Feuchtigkeitsgehalt von unter 3 % zurückbleibt. Zuletzt werden die Teeblätter mittels eines Rüttelrasters nach Größe sortiert. Die Ernte findet alle drei Wochen morgens und abends statt. Diese wird größtenteils von Frauen ausgeführt. Die BOH-Teeplantagen, Produktionsstätte und das Café verzeichnen jährlich bis zu einer Million Besucher. Dieser Tourismusmagnet wurde in Tanah Rata auf einer Informationstafel für Tourist*innen beworben. Weiterhin sind die Cameron Highlands bekannt durch ihre Vielfalt an natürlichen touristischen Attraktionen: Der Öko-/Naturtourismus zehrt von Erdbeerfarmen, Schmetterlingsgärten und Bienenfarmen, natürlichen Wasserfällen (wie die Parit- und Robinson-Wasserfälle) sowie Wanderrouten durch den Regenwald. Die naturräumlichen Attraktionen werden außerdem von diversen Golfanlagen in Brinchang und britisch beeinflusster Architektur im Tudorstil ergänzt, wodurch das koloniale Erbe der Cameron Highlands und Tanah Rata’s Status als ehemalige Hill Station widergespiegelt wird.

1 / 4

Auch die kommerzielle Landwirtschaft von Kleinbauern konnten wir bei einem Stopp am Südende der Jalan Boh (Jalan bedeutet zu deutsch: Straße) auf 1328 m Höhe beobachten. Aufgrund des expandierenden Tourismus in den Cameron Highlands werden klein- und mittelständige Landwirte durch die erweiterte Flächennutzung von u.a. Hotels in Nebentäler verdrängt, die zunächst für eine landwirtschaftliche Nutzung vorbereitet werden müssen. Die Exkursionsgruppe wurde dabei Zeuge von Brandrodung und der Terrassierung neuer Felder. Die zu beobachtende Landwirtschaft verdeutlichte eine flächenintensive Nutzung, wobei Täler zum Anbau von Gemüse und Hänge zum Teeanbau genutzt werden. Eine Auswahl an Anbaugütern sind Tee, Kräuter wie Minze und Schnittlauch, Chili, Salat und Frühlingszwiebeln. Weiterhin wird nach offener und geschlossener bzw. abgedeckter Bepflanzung unterschieden: Verdunstungsschutz, Schädlinge, Stockwerkanbau. Insgesamt werden 40 bis 60 % der Produktionsgüter nach Singapur exportiert.

Abgeschlossen wurde unser Stopp in den Cameron Highlands mit einer Panoramafahrt entlang der Bundesstraße 59, die vom Blue Valley über Brinchang, Tanah Rata und Ringlet bis Tapah führt. Ungefähr 7 km südlich von Ringlet besuchten wir eine Niederlassung der Orang Asli. Der Begriff beschreibt diverse indigene Völker Malaysias. Die Bewohner*innen traten uns trotz Verständnishürden äußerst aufgeschlossen gegenüber und boten uns Einblicke in ihren Alltag und die Lebensweise ihrer Familien, welche in älteren Generationen einen eher zurückgezogenen Lebensstil im primären Regenwald führen. Kommerziellen Erfolg erzielen die Orang Asli in dieser Region durch den Verkauf lokaler Lebensmittel und Produkte.

Unsere Weiterreise in den Cameron Highlands von der Insel Penang auf dem Weg nach Kuala Lumpur bot uns Einblicke in ein naturorientiertes Malaysia, welches Spuren der Kolonialzeit sowie des sich verstärkenden Tourismus aufweist. Die von Landwirtschaft geprägte Landschaft und ein gemäßigteres Klima stellt für viele Tourist*innen und Einheimische eine Pause vom städtischen Leben und vom urbanen Tourismus dar und weist ein vielseitiges Angebot an Aktivitäten rund um den Natur-/Ökotourismus auf.

Paula Cremers


Quellen:

  • BOH, 2024. Welcome to the World of BOH. https://bohtea.com/about/, 02-05-2024.
  • Kunasekaran, P., Ramachandran, M., Yacob, R., Shuib, A., 2011. Development of Farmers’ Perception Scale on Agro Tourism in Cameron Highlands, Malaysia. World Applied Sciences 12, 10-18.
  • Kunasekaran, P., Ramachandran, M., Samdin, Z., Awang, K., 2012. Factors affecting Farmer‘s agio tourism involvement in C ameron highlands. OIDA 4(1), 83-90.
  • Mayumi, O., 2010. Long-stay Tourism: Elderly Japanese Tourists in the Cameron Highlands, Malaysia. Senri Ethnological Studies 76, 95-110.
  • Razali, R., Baxtishodovich, S., 2022. The Development of Theme Parks for Tourist Destinations: the Case of Escape Cameron Highlands, Malaysia. International Journal of Economics, Finance, and sustainability, 4 (12), 35-41.
  • Weebers, R., 2017. Tanah Rata and the Development of the Cameron Highlands 1925–2030. Journal of the Malaysian Branch of the Royal Asiatic Society 90 (312), 101-112