Gauhati University
Unser Tagestrip begann wie gewohnt früh am Morgen in unserer Unterkunft, einem „Homestay“ in zentraler Lage. Dabei hätte der Name nicht treffender sein können, da es sich durch viele dort verbrachten Seminartagelängst wie ein zweites Zuhause anfühlte. Doch heute hatten wir andere Pläne: Statt Theorie im Seminarraum wollten wir die Gauhati University erkunden. Durch das typische, inzwischen alltäglich gewordene Verkehrschaos der Stadt machten wir uns per Uber auf den Weg Richtung Jalukbari. Dort trafen wir auf dem Gelände der 1984 gegründeten Universität ein und stellten fest, dass die Zufahrt durch einen Sicherheitsbeamten bewacht wurde. Dieser fragte unseren Fahrer nach unserem Anliegen auf dem Gelände. Nachdem wir erklärten, dass wir einen Termin am Geographischen Institut hatten, ließ er uns ohne Probleme passieren.
Zu unserer Begeisterung erstreckte sich vor uns ein Campus mit üppiger, sattgrüner Vegetation, die erfrischende und einladende Atmosphäre ausstrahlte. Bei unserem Spaziergang über das Areal wurde uns schnell klar, dass es sich um ein riesiges Gelände handelte. Wir entdeckten auch kleine Campus-Tuk-Tuks, die viele Studierende nutzten, um bei den hohen Temperaturen schnell und bequem von A nach B zu gelangen. Als wir weiter schlenderten, fiel unser Blick auf kleine Wohnsiedlungen. Überraschend für uns, da nicht nur Studierende, sondern auch Professoren ihr Zuhause dort hatten. Uns wurde klar, dass der Campus nicht nur ein Ort des Lernens und Lehrens ist, sondern auch ein Lebensmittelpunkt. Dies zeigte sich deutlich in der einladenden und gemeinschaftlichen Atmosphäre.
Um unseren Hunger zu stillen, frühstückten wir in der zentralen Mensa. Dort fiel uns auf, dass nur wenige Studierende unterwegs waren. Kein Wunder, wie wir erfuhren: Anders als an deutschen Universitäten haben die Studierenden einen festen Stundenplan. Dieser füllt ihren Tag von 9 bis 17 Uhr. Der strukturierte Tagesablauf sorgt dafür, dass die Studierenden intensiv betreut werden und viel Zeit mit Lernen verbringen. Dadurch bleibt jedoch wenig Freizeit und sie haben kaum Flexibilität bei der Gestaltung ihres Stundenplans.
Unser nächster Stopp führte uns ins Anthropologie-Museum, wo wir herzlich empfangen und durch die Ausstellung geführt wurden. Dabei erhielten wir spannende Einblicke in die vielfältigen Kulturen Nordostindiens und konnten eine erstaunliche Sammlung an Artefakten bewundern. Besonders beeindruckten uns die traditionellen Holzmasken und die kunstvoll gestalteten Textilien, die die kulturelle Vielfalt der Region widerspiegelten. Anschließend besuchten wir noch spontan das benachbarte Geologie-Museum. Auch hier präsentierte man uns die Sammlung mit spürbarer Begeisterung und lud uns ein, die Institutsmitarbeitenden kennenzulernen.
Dann führte unser Weg zum eigentlichen Grund unseres Besuchs: dem Geographischen Institut. Dort wurden wir von Herrn Professor Kar empfangen und tauschten uns bei Tee und Gebäck in seinem Büro aus. Später trafen wir im Vorlesungssaal auf weitere Institutsangehörige. Professor Kar begrüßte alle Anwesenden mit einladenden Worten. Als Nächstes war Professorin Kraas an der Reihe. Sie wurde spontan gebeten, eine Vorlesung zu halten und sprach dabei über internationale Zusammenarbeit, Studierendenmobilität und Austauschprogramme mit Deutschland. Ihre Begeisterung für eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit stieß auf positive Resonanz bei den Anwesenden. Später entdeckten wir auf den Social-Media-Accounts der Studierenden, mit denen wir uns vernetzt hatten, einige Instagram-Posts über die Veranstaltung. Die herzlichen Beiträge brachten uns zum Schmunzeln.
Nach der Veranstaltung schlossen sich die indischen Studierenden an unseren Abstecher im Botanischen Garten an. Dort wird die Pflanzenwelt sich weitgehend selbst überlassen, was dem Garten einen besonders natürlichen Charme verleiht und den perfekten Abschluss des Tages bot. Der Besuch an der Gauhati University war eine einzigartige Gelegenheit, eine der traditionsreichsten Hochschulen Indiens kennenzulernen und die besondere Verbindung von Bildung, Kultur und Gemeinschaft zu erleben. Mit neuen Eindrücken und der Aussicht auf weitere spannende Begegnungen beendeten wir den ereignisreichen Tag und traten den Weg zurück durch das nun abendliche Verkehrsgewirr Guwahatis an.
Lucy Hofmann