Land und Leute (und Essen)
Nordostindien gehört wohl zu den Regionen, die bei Indienreisenden eher selten auf der Bucketlist stehen. Gerade die Abgeschiedenheit vom Rest des Landes und die vielfältige Siedlungsgeschichte machen Nordostindien jedoch zu einem besonders interessanten und sehenswerten Teil Indiens. Die Region umfasst sieben Bundesstaaten, die sogenannten „Seven Sisters“. Zwischen Hochgebirge und Flussebene ist die Landschaft hier ebenso vielfältig wie die Kulturen, die sie bewohnen.
Unser Geländepraktikum fand am „Tor zu Nordostindien“ statt. In Guwahati, der Hauptstadt Assams, konnten wir die größte und wohl bedeutendste Stadt der Region kennenlernen. Am Fuße des Brahmaputras genossen wir also gutes Essen, Gastfreundschaft und endlose Hupkonzerte, gefolgt von nächtlichem Baustellenlärm.
Kulinarisch hat die Region einiges zu bieten. Von gängigen Currys mit Reis über Thalis bis hin zu Momos konnten wir alles in hoher Qualität genießen. Auch Küchen anderer Länder waren in Guwahati zu finden, sodass es nie langweilig wurde. Ich muss gestehen, dass ich zuvor einige Vorurteile gegenüber dem Essen in Indien hatte und daher mit diversen Tabletten angereist bin. Gebraucht habe ich davon aber glücklicherweise keine einzige. Solange man sich von Leitungswasser fernhält und ein bisschen auf die Hygiene der Restaurants achtet, kann man sich hier bedenkenlos ernähren und das Essen genießen - was wir zu genüge getan haben.
Was den Verkehr angeht, ist Guwahati dann aber wohl doch „typisch Indisch“. Das Straßennetz ist leider nicht so schnell gewachsen wie die Stadt, weshalb es mittlerweile einfach zu viele Autos für die engen Straßen gibt. Für 10 km kann man dann gerne mal über eine Stunde einrechnen. Hinzu kommt ein für uns Deutsche doch eher ungewöhnlicher Fahrstil, bei dem man aus zwei Spuren einfach drei bis vier macht und versucht, sich überall durchzuquetschen. Hupen ist dabei natürlich ein Muss. Entspannt ruhig war hingegen die Flussüberquerung. Ob mit der Fähre oder Seilbahn, ein atemberaubender, weiter Blick über den Brahmaputra war mit beiden Verkehrsmitteln zu genießen.
Es war für uns fünf Studierende das erste Mal in Indien, und ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass es uns hier im Nordosten sehr gut gefallen hat. Besonders dazu beigetragen hat die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit der Universität Gauhati. Durch die Projektarbeit haben wir viel Zeit mit den indischen Studierenden verbracht und so nicht nur Land und Region, sondern auch kulturelle Unterschiede auf eine sehr persönliche Weise kennengelernt, die über herkömmliche, touristische Reisen hinausgeht. Wir wurden von Anfang an herzlich aufgenommen, und nach anfänglicher Schüchternheit haben wir uns sehr gut untereinander verstanden und sind zu einem guten Team herangewachsen. Ein besonderes Highlight und Ausdruck der indischen Gastfreundschaft war ein abschließendes Abendessen im Haus einer indischen Kommilitonin. Es gibt einfach nichts Besseres als ein liebevoll zubereitetes Essen von Mama.
Cosima Kleine