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Wohnraum

© Christina Stollenwerk

Während unserer Gespräche mit der lokalen Bevölkerung bekamen wir auf keine andere Frage vielfältigere Reaktionen und Antworten als auf die Frage: „Was denken Sie über die Wohnraumsituation in St. Moritz?“. Von schnaubendem Lachen zu genervtem Kopfschütteln, hin zu frustrierten und wütenden Beschwerden darüber, was alles falsch laufe im Umgang mit dem knapp verfügbaren Wohnraum.

Die Wohnraumsituation in St. Moritz ist ein sensibles Thema, zu dem jeder und jede vor Ort etwas zu sagen hat. Die Gemeinde ist bekannt für ihre exklusive Lage in den Schweizer Alpen und ihre Beliebtheit als Luxus-Reiseziel. Kein Wunder, dass die Gemeinde als teuerster Immobilienstandort in den Alpen gilt. In den Gesprächen mit den Einheimischen wurde berichtet, dass viele Einwohner die Gemeinde bereits verlassen haben und in die umliegenden Dörfer gezogen sind, weil sie keine Unterkünfte gefunden haben. Besonders der Weggang sowohl von Fachkräften als auch der jüngeren Bevölkerung ist für viele deutlich spürbar. Viele beklagen, dass es durch den Fokus auf den Tourismus zu einem Abbau des Dorflebens gekommen sei.

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Etwa drei Viertel der Baufläche werden touristisch genutzt. Die nur ca. 5.000 Einwohner stehen in starker Konkurrenz zu den bis zu 130.000 Touristen, die alleine nur in der Sommersaison nach St. Moritz reisen. Währenddessen investieren die Hotels extreme Summen in Personalhäuser direkt neben ihren Hotels und in dem weniger trubeligen Stadtteil St. Moritz-Bad. Zum Unmut einiger Bewohner stehen dort charakterlose Hochhäuser im 1970er-Jahre-Stil, die wenig mit der traditionellen Bauweise des Alpenraums gemeinsam haben. Hier werden die starken Abhängigkeiten vom Tourismus und die Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung deutlich. Ohne das hauptsächlich von außerhalb anreisende Personal, das auf Unterkünfte vor Ort angewiesen ist, läuft die Tourismusmaschine nicht. Dadurch ist jedoch auch wertvoller Wohnraum für die Bewohner nicht zugänglich. Ein weiteres Problem sind die im größten Teil des Jahres leerstehenden Zweitwohnungen, die viele als Ferienwohnung verwenden. Heruntergelassene Rollos an den Hausfassaden lassen darauf schließen, dass wir dort auf derzeit nicht genutzten Wohnraum gestoßen sind.

In Zukunft wird sich die Wohnraumproblematik tendenziell verschärfen, da die Gemeinde finanziell stark vom Tourismus abhängig ist. Es bleibt wie es ist, solange die mitunter absurd hohen Preise für Zweitwohnungen gezahlt werden. Zu den möglichen Lösungen für finanzierbaren Wohnraum für Alle und eine Verbesserung der Situation könnten das konsequentere Durchsetzen der Zweitwohnungsgesetzgebung, die Deckelung der Mietpreise sowie ein exklusives Kaufrecht von Wohnraum für die einheimische Bevölkerung beitragen.

Christina Stollenwerk und Jan Dahmen