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Schrebergärten Dortmund

Kleingartenverein Schwarzer Kamp e.V., Hallesche Straße 30, 44143 Dortmund © Elverich

Was sich als Ferienvilla des Kleinbürgertums tarnt, ist in Wahrheit eine Naherholungsanlage zur Erfüllung sozialer und individueller Bedürfnisse. In Dortmund kann man in bis zu 8.155 Kleingärten mit einem jährlichen Beitrag von ca. 320 Euro seinem Wunsch nach Freiheit nachkommen.

Die Schrebergärten oder auch Kleingärten sind im Ruhrgebiet nicht wegzudenken. Eine Kultur, deren Auslebung durch das Bundeskleingartengesetz (BKleinG) bis in die Spitzen geregelt wird, spiegelt den Zwang nach Reglementierung und Ordnung in der deutschen Gesetzgebung wider. Jeder Verein ist dafür verantwortlich eine Kleingartenordnung zu erstellen, die maßgebend für die Gestaltung der einzelnen Parzellen und das Zusammenleben in der Gemeinschaft ist.

Wer beispielsweise die Radieschen nicht mit der Präzision eines Chirurgen einsetzt, kann dieselbigen bald von unten betrachten. Dies wäre allerdings vorteilhaft, da dadurch eine Parzelle frei werden würde. Die Warteliste ist während der Coronavirus-Pandemie nämlich teilweise so lang geworden, dass einige Bewerber wohl schneller eine Parzelle östlich der Galopprennbahn (Hauptfriedhof) finden dürften.

Heutzutage wird allerdings nicht mehr alles so streng reglementiert. Eine Faustregel gibt zwar die Verwendung der eigenen Parzelle zu je einen Drittel für den Gemüseanbau, die Zierde- und die Freizeitnutzung vor, doch die heutigen Gespräche belegten eine immer weiter abnehmende Einhaltung dieser Regel. Damit stellt sich selbstredend die Frage: Sind die Kleingärten noch zu retten?

Wie bereits beschrieben, wird die Schrebergartenkultur zumindest nicht aufgrund einer fehlenden Nachfrage zugrunde gehen. Wer also im August 2055 Kartoffeln ernten möchte, sollte sich bereits jetzt in eine der langen Wartelisten eintragen oder mittels dubioser Taktiken derzeitigen Pächtern ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen können.

Entgegen der Erwartung, dass aufgrund der langen Wartelisten neue Parzelleneigentümer sehr alt sind, finden allerdings auch zunehmend junge Familien Einzug in die Schrebergärten. Vielen jungen und unerfahrenen Kleingärtnern fehlt aber Zeit für ordnungsgemäßen Anbau, was von den Alteingesessenen auf das Schärfste kritisiert wird.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Schrebergärten des Ruhrgebiets ein fester Ankerpunkt des sozialen und kulturellen Zusammentreffens sind. Trotz der Argusaugen des Vorstands bzw. der Nachbarn stellt dieses Stück Land für die Meisten die beste Investition für das allgemeine Wohlbefinden dar (,,[…] besser als eine Jahreskarte im Schwimmbad").

Niklas Elverich und Niklas Kaulmann