20.-23.08.2020: Anreise
Am frühen Morgen des 20. August trafen sich fünf Studierende und ich – damals frisch gebackene Abiturientin und als Externe dabei – am Kölner Hauptbahnhof. Von dort ging es mit dem Zug nach Hamburg, wo wir auf Bernd, den Logistikplaner, mit seinem Expeditionsfahrzeug Maggie (einem alten Feuerwehrauto) trafen. Die Fahrt nach Dänemark sollte laut Navigationsgerät fünf Stunden dauern – da Maggie allerdings nur 80 fahren kann, tuckerten wir fröhlich in ungefähr neun Stunden nach Hirtshals im Norden von Dänemark. Die Zeltaufteilung wurde geklärt und direkt geübt, wie man denn so ein Zelt überhaupt aufbaut. Pünktlich zum Sonnenuntergang waren wir fertig und rannten ans Meer – einmal die Füße reinstecken musste einfach sein! Danach wurde zum ersten Mal gemeinsam das Essen zubereitet. Es wurde ein Küchendienst vereinbart und direkt klargestellt, welche Menge an Zwiebeln und Knoblauch im Essen machbar ist (wohlgemerkt an diesem Abend nur für sechs Personen). Nach einer kurzen Nacht und kleineren Problemen beim Zeltabbau (war das alles wirklich in dem kleinen Beutel drin?) ging es dann Richtung Fähre, wo wir zwischen den normalen Wohnwagen und Campingmobilen ganz schön aufgefallen sind. Nicht selten kamen staunende Menschen auf uns zu und fragten Bernd über Maggie aus. Dann ging die Fahrt endlich los und wir bezogen unsere Viererkabinen (leider ohne Fenster und Meerblick). Die ersten Stunden verbrachten wir an Deck in der Sonne und das leichte Schaukeln in Kombination mit dem starken Fahrtwind waren ein guter Vorgeschmack auf die kommende Zeit. Mittags wurden die Reste vom Abendessen des Vortages verputzt (Nudeln mit Bolognese bzw. Tomatensoße für die Vegetarier) und der obligatorische Tee getrunken.
Die Zeit verging wie im Flug, während wir uns näher kennenlernten und nach dem Abendessen im „Restaurant“ bei einem Gläschen ähm Tässchen Wein und Lakritz eingekuschelt in unsere Schlafsäcke an Deck den Abend ausklingen haben lassen. Hier war auch die erste Möglichkeit, nordisches Lakritz zu bekommen. Natürlich haben wir uns das nicht entgehen lassen :-) Die Nacht in der Kabine war kurz und schauklig, genau wie der gesamte nächste Tag. Die Sonne kam nur manchmal raus, dafür regnete es häufiger und der Sturm nahm zu. Unter Deck wurden die letzten Einzelheiten für die geforderten Referate recherchiert (in Büchern, da das WLAN nur gegen horrende Gebühren zu erwerben war und mobile Daten auf offener See sowieso nicht funktionieren). Gegen Nachmittag war dann endlich wieder Land in Sicht – die Faröer Inseln – und damit Zeit für unser erstes Gruppenbild! Auch wenn der Halt nur kurz war und wir demnach das Schiff nicht verlassen durften, war der Ausblick grandios und wir standen lange draußen. Dank der schlechten Witterung ging es dann relativ schnell wieder unter Deck und manch einem oder einer wurde ein wenig schummerig vom Seegang (der laut Crewmitgliedern aber noch sehr sanft war).
Nach der schaukeligen Nacht, der vorerst letzten Dusche und einem schnellen Frühstück fuhren wir in den Fjord nach Seyðisfjörður. Zwei Tage auf der Fähre waren nun vorbei und wir hatten wieder festen Boden unter den Füßen!
Island begrüßte uns mit Nebel und Regen und so durchquerten wir den Ort nur schnell, machten zum Geld wechseln bei einer Bank halt und fuhren dann nach Egilsstaðir, wo wir auf den Rest der Gruppe trafen. Die beiden Exkursionsleiter Frauke Kraas und Benjamin Hennig (er hatte Geographie in Köln studiert, in Sheffield promoviert, und er lehrt seit ein paar Jahren an der Uni in Reykjavik und ist damit Islandexperte), Guðmundur (Fahrer des zweiten Fahrzeugs und waschechter Isländer, der uns das ein oder andere Mal aus der Patsche geholfen hat) und weitere islandbegeisterte Mitglieder unserer Gruppe. Nach einem kurzen ersten Kennenlernen ging es mit den beiden Autos in unser erstes Camp – einem Campingplatz direkt an einem See, mitten in Islands größtem Waldgebiet gelegen (einen Beitrag über Island und seine Bäume gibt es hier). Hier bauten wir im Regen alle Zelte auf und brachen nach einer kleinen Stärkung zu unserer ersten Wanderung auf. Zum ersten Mal hörten wir Frau Kraas‘ Frage „Was sehen wir denn hier?“, die uns im Laufe der Exkursion zahlreiche Male gestellt werden würde. Wir analysierten die Umgebung, bestimmten Pflanzen und das Wichtigste – lernten uns erst mal alle richtig kennen. Zurück im Gemeinschaftszelt wurde das erste Referat über das Waldgebiet gehalten und angeregt diskutiert. Die Küchendienstgruppen wurden bei der ersten Sitzung im Gemeinschaftszelt ebenso geklärt und direkt ausgeführt. Zwischen den Gängen (es gab jeden Tag Suppe und ein Hauptgericht) mussten wir uns noch einmal aufwärmen und rannten ein paar Mal um den Tisch, denn mit Handschuhen ließ sich der Löffel nur schlecht halten. Nach dem Spülen und einer Katzenwäsche (Waschräume gab es nicht, nur ein überdachtes Waschbecken und eine kleine Klokabine) fielen wir alle müde ins Bett bzw. den Schlafsack.
Merit Koch