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Über Island und seine Bäume

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  • Start der Wanderung in das Waldgebiet Hallormsstaður © Merit Koch
  • Blick über den Mischwald zum See © Merit Koch

„Was macht man, wenn man sich in Island im Wald verläuft? Man steht auf.“

Island ist für eins ganz sicher nicht bekannt, seine Wälder. Auch wenn viele Touristen das Land wegen seiner unberührten Natur besuchen, geht es dabei viel mehr um Wasserfälle, Gletscher, Vulkane und schwarze Strände. Den meisten Touristen fällt vermutlich zunächst gar nicht auf, dass es quasi keine Bäume und keinen Wald gibt. Warum denn auch?

Und wenn man dann einmal einem Baum begegnet, erkennt man diesen vermutlich nicht mal als einen. Zur Erklärung des Witzes: Die heimische Baumart ist die sogenannt Moorbirke, die häufig aber auch Zwergbirke genannt wird. Diese erreicht auf Island häufig nur Buschgröße, was auf schlechte Wachstumsbedingungen zurückzuführen ist. Trotz der geringen Wuchshöhe wird eine Ansammlung dieser Birkenbüsche auf Island als Wald bezeichnet.

Aber nicht nur die schlechten Wachstumsbedingungen (Klima, Boden, Topographie) sind für die geringe Waldverbreitung in Island verantwortlich. Island wurde im Jahr 874 n. Chr. von Norwegern besiedelt. Vor der Besiedelung galten 40% der Landesfläche als bewaldet. Die starke Entwaldung ist eine direkte Folge der Besiedlung. Der Verbrauch an Holz war so groß, dass Bäume nicht schnell genug nachwachsen konnten. Schon bald war das ganze Land, bis auf einzelne Reservoirs, vollständig entwaldet. Nur Aufforstungsprogramme in den letzten hundert Jahren sind der Grund, warum heute 1,9% der Landesoberfläche mit Wald bedeckt sind.

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  • Niedriger Unterwuchs (Krautschicht) unter den Nadelbäumen © Merit Koch
  • So grün waren unsere Wanderstrecken auf der restlichen Exkursion nicht © Frauke Kraas

Unser erster Exkursionstopp war, nach kurzem Halt in Egilsstaðir, der Wald Hallormsstaður. In Hallormsstaður kann man den anfänglichen Witz nicht erzählen, denn hier reicht ein einfaches Aufstehen nicht aus, um über die Bäume gucken zu können. Die Waldfläche ist unter anderem mit „fremden“ Baumarten aufgeforstet. Hier findet man Nadelbäume aus aller Welt, vor allem aber aus Regionen, die Islands Umweltbedingungen ähneln (wie z.B. Sibirien oder Alaska). Die Aufforstung mit fremden Koniferen ist in der Region rund um den Wald Hallormsstaður etwas Besonderes, da in dieser Region die Umweltbedingungen geeigneter für Baumwachstum sind. Mittlerweile pflanzen sogar die Bauern in der Region auf ihren Grundstücken Nadelbäume für den kommerziellen Gebrauch an. Finanziell werden sie dabei vom Staat unterstützt, der sich zum Ziel gesetzt hat, im Jahr 2100 mindestens 12% der Landesfläche aufgeforstet zu haben. Zwar schreiten die Aufforstungsbemühungen auf Grund der geringen Bevölkerungsdichte nur langsam voran, denn noch gibt es immer mehr Produkte, die aus isländischem Holz hergestellt werden. Doch dies ist der isländischen Regierung besonders wichtig, da sie den heimischen Markt stärken wollen. Weitere Argumente, um Aufforstungsbemühungen zu unterstützen, sind die sozialen und ökologischen Funktionen des Waldes. Wald ist ein wichtiger Ort für die Naherholung und ein Ort der Begegnung. So wird am 21. Juni in Hallormsstaður der „National Forest Day“ gefeiert. Aber ebenso spielt der Wald eine entscheidende Rolle für das Weltklima durch die Produktion von Sauerstoff und Fixierung von Kohlenstoffdioxid. Außerdem liefert er wertvolle Ökosystemleistungen, wie Luftfilterung, Regulierung lokaler Wasserkreisläufe, Verhinderung von Dürren und Überschwemmungen, sowie der Schutz des Bodens vor Erosion.

Lisa Münchhalfen

Eindeutig keine heimische Moorbirke © Frauke Kraas
Grün und rot – Pilzrostschäden, Trockenheitseffekte oder …? © Ben Kraas
Blick auf Hallormsstaður beim Anflug auf Egilstadir © Frauke Kraas
Blick auf den flachen Südhang, fast durchgängig waldbestanden © Frauke Kraas