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16: Bangkok

Mit dem Zug machten wir uns am 25.02.2023 von Sai Yok auf nach Bangkok, dem Anfangs- und Endpunkt unserer Exkursion. Da wir ganze drei Tage in Bangkok verbracht haben, kann dieser Blogbeitrag nur einige Ausschnitte wiedergeben, dabei haben wir noch viel mehr erlebt, gesehen und gelernt. :-)

Mit dem Zug fuhren wir ein Stück entlang der „Death Railway“ und überquerten die Brücke vom Kwai, welche wir vor einigen Tagen schon besucht hatten. Wir näherten uns Bangkok vom Westen aus und konnten noch einmal eindrucksvoll die großen agrarischen Flächen sehen, auf denen u.a. Reis angebaut wurde. In Bangkok wurden wir von unseren Fahrern am Bahnhof abgeholt und zu unserem Hotel „Grand China“ gebracht. Hier hatten wir 5- und 6-Bett-Zimmer, auf großzügigen 65m², was bei uns das positive Gefühl hervorrief, auf Klassenfahrt zu sein. Unser Hotel befand sich mitten in Chinatown, mit einem sich drehenden Restaurant im 25. Stock. Auch von der Rooftopbar zwei Stockwerte darunter hatte man einen tollen Blick auf die Skyline von Bangkok.

© Dorina Kley: Aus dem Zug nach Bangkok
© Dorina Kley: Blick von der Dachterasse unseres Hotels
© Frauke Kraas: Vortrag am Morgen
© Ben Kraas: Orientierung schaffen mit der App OsmAnd

Bangkok wurde 1782 im Deltabereich des Chao Phraya-Flusses gegründet, nachdem die alte Hauptstadt Ayutthaya gefallen war. Natürliche sowie künstlich errichtete Khlongs (Kanäle) bildeten das Verkehrs- und Kommunikationsnetzwerk der damaligen Zeit. Nicht umsonst wurde Bangkok auch als „Venice of the East“ bezeichnet. Boote waren das wichtigste Fortbewegungsmittel der damaligen Zeit. Auch die Häuser waren auf Holzstelzen gebaut und damit gut an die vorherrschenden Lebensbedingungen im Delta angepasst. Insbesondere Überflutungen, welche hier periodisch auftreten, konnten mit der Bauweise auf Stelzen besser bewältigt werden. Heute haben alle Khlongs in Bangkok eine Gesamtlänge von rund 6.500 Kilometern.

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  • © Malte Hochum: Parks mitten in der Stadt
  • © Benedikt Kraas: Den ersten Waran entdeckt
  • © Dorina Kley: Wat Pho
  • © Dorina Kley
  • © Dorina Kley
  • © Dorina Kley: Golden Mount von unten
  • © Dorina Kley: Golden Mount von oben - grandioser Blick auf Bangkok

Am nächsten Morgen starteten wir unsere Exkursion mit einem kurzen Vortrag über die Stadtentwicklung von Bangkok in der Hotellobby und liefen von Chinatown Richtung Altstadt. Einer unserer ersten Stops war der Saranrom Palace Park. Auch für uns deutlich zu fühlen war der kühlende Effekt, den diese Grünfläche hatte. Auffallend waren außerdem die europäischen Einflüsse auf den Park in Form von Brunnen, Brücken, Pagoden und verschnörkelten Sitzbänken. Nachdem die thailändischen Könige Europa im späten 19. Jahrhundert besuchten, förderten sie die Implementierung von Parks oder Straßen nach westlichem Vorbild. Darunter fiel auch die Errichtung eines terrestrischen Straßennetzes, welches das aquatische System (Khlongs) überspannte und ablöste. Ende des 19. Jahrhunderts begann der Bau eines Straßennetzes nach westlichem Vorbild, wofür viele Khlongs zugeschüttet oder trockengelegt wurden.

In der Altstadt besichtigten wir den Tempel Wat Pho, welcher einen riesigen liegenden Buddha beherbergt. Kontrastreich ging es weiter bis zur Khao San Road, dem „Partymekka“ für Backpack-Touristen. Das Highlight des Tages war die Besteigung des „golden Mount“, einem Tempel auf einem Hügel, von wo aus man einen fantastischen Blick über Bangkok hat.

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  • © Laura Menzel: Khlongfahrt - zwei Longboats, 27 Passagiere
  • © Merit Koch: Was machen Geographen?
  • © Sonja Volkelt: Einer von vielen ghost towers in Bangkok
  • © Sonja Volkelt: Aquatische vs. terretristische Verkehrsnetze

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Bangkok sowohl einwohner- als auch flächenmäßig zu expandieren. Es weitete sich dermaßen in seine anliegenden Nachbarprovinzen aus, dass die Bangkok Metropolitan Region begründet wurde. Durch die ausufernde Urbanisierung nahm der Anteil versiegelter Flächen zu, während der Anteil von Flächen mit Vegetation, Wasserflächen und nicht versiegelten Flächen abnahm. Mit dem Thai-Boom im Jahr 1987 veränderte sich das Aussehen von Bangkok drastisch. Hervorgerufen wurde dies durch ein starkes Wirtschaftswachstum und viele neue Investitionen in Bangkok. In den Jahren 1987-1997 entstanden 1,25 Millionen neue Wohneinheiten. Des Weiteren vervierfachten sich die Büroflächen und die Verkaufsflächen verdoppelten sich. In diesem Zeitraum entstanden 2.500 neue Hochhäuser, was zu einer starken Verdichtung und insbesondere vertikalen Bebauung führte und das Gesicht der Stadt nachhaltig veränderte. Aufgrund fehlender Reglementierungen von politischer Seite verlief diese urbane Expansion weitgehend ungesteuert. Als Gründe werden starke hierarchische und personengebundene Entscheidungsprozesse sowie eine stark zersplitterte Verwaltung ohne klare Aufgabenverteilung gesehen. Der Bauboom ging gute zehn Jahre bis zum Jahr 1997. Eine schwere Finanz- und Währungskrise, die ihren Ausgangspunkt im Immobiliensektor hatte, traf Bangkok und weitere Staaten in Asien. Die megaurbane Krise wird deshalb auch Asienkrise genannt. In Folge dessen mussten viele Bauvorhaben in Bangkok gestoppt werden. Stumme Zeugen dieser Krise sind die sogenannten „Ghost Towers“, welche sich in verschiedenen Teilen Bangkoks wiederfinden lassen. Einige Ghost Towers konnten wir bereits am zweiten Tag in Muang Thong Thani (einer Satellitenstadt rund 40 Kilometer nördlich des Zentrums, siehe Blogeintrag 2) bestaunen. Ein weiterer Ghost Tower befindet sich weiter südlich in Bangkok. Der Sathorn Unique Tower steht auch heute, 26 Jahre nach der Krise, nach wie vor im Rohbauzustand in Bangkok. Der Tower ist eine Ikone der „failed buildings“ welche durch die Asienkrise entstanden sind. Heute ist er streng bewacht, trotzdem gibt es zahlreiche Youtube-Videos darüber, wie es im Inneren des niemals fertig gestellten Towers aussieht. Zudem ziert die größte Werbetafel Bangkoks seine Flanke. Insgesamt zählt Bangkok zahlreiche Ghost Tower, auch wenn diese auf den ersten Blick nicht immer als solche erkennbar sind.

© Sonja Volkelt: Traditionelle Häuser am Ufer
© Merit Koch

An unserem zweiten Tag erkundeten wir Bangkok zuerst vom Wasser aus. Mit zwei klassischen Longboats starteten wir eine rund zweistündige Bootsfahrt über den Fluss Maenam Chao Phraya und verschiedene Khlongs. Da es einige Höhenunterschiede zu bewältigen gab, mussten wir zweimal durch eine Schleuse fahren. Neben einigen Waranen, die wir am Ufer beim Sonnen beobachten konnten, wurden auch die unterschiedlichen Bebauungen entlang der Khlongs sichtbar. Neben traditionellen Holzbauten befanden sich auch immer wieder – oftmals ummauerte – Siedlungen, welche nach westlichem Vorbild errichtet wurden. Gated Communities sahen wir in Bangkok in verschiedensten Formen. Neben den klassischen Gated Communities mit Pförtnerhaus konnten wir ebenfalls Gated Communities entdecken, welche sich vertikal erstreckten, in Form von edlen Apartmentkomplexen in Hochhäusern.

Aufgrund seiner geographischen Lage im Deltagebiet hat Bangkok immer wieder mit Fluten zu kämpfen. Ein Projekt, welches diesen im kleinesten Maßstab entgegenwirken möchte, ist der Chulalongkorn University Centenary Park, welcher auf dem Campus der Chulalongkorn University liegt. Dieser 44.500 m² große Park bietet neben seiner Funktion als Naherholungsgebiet auch ein Regenrückhaltebecken im Untergrund, welches rund 3,8 Millionen Liter Regenwasser speichern kann. Auch wenn dieses Projekt ein guter Ansatz ist, reicht dieses leider bei weitem nicht aus, um einen wirklichen Unterschied bei Überschwemmungen zu erzielen.

© Frauke Kraas: Im Lumphini Park
© Niklas Elverich: Warane - Hauptbewohner des Parks
© Frauke Kraas: In der Deutschen Botschaft
© Frauke Kraas: Auf deutschem Boden

Einen weiteren Park besuchten wir früh am letzten Morgen unserer Exkursion. Als wir um sieben Uhr im Lumphini Park eintrafen, konnten wir zahlreiche Leute beobachten, welche die angenehme Kühle der Morgenstunden nutzen und sich sportlich betätigten. Der Lumphini Park liegt mitten in Bangkok und ist bekannt für seine Warane. Wir hatten Glück und konnten einige dieser echsenartigen Tiere bestaunen. An Ort und Stelle hörten wir gleich noch einige Vorträge – u.a. einen Vortrag über Warane in Bangkok – bevor ein nächster aufregender Punkt anstand: Wir wurden vom deutschen Botschafter in die Deutsche Botschaft in Bangkok eingeladen. Er empfing uns in seiner Residenz und nahm sich viel Zeit für uns und unsere Fragen. So betraten wir noch vor unserem Rückflug wieder deutschen Boden.

© Sonja Volkelt: Verkehrsnetz auf verschiedenen Ebenen
© Malte Hochum: Auf der Dachterrasse des Siamscapes
© Frauke Kraas: Im Gebäude des Siamscapes

Anschließend machten wir uns auf in Richtung BACC, dem Bangkoker Kunst- und Kulturzentrum. Hier findet man die höchste Verkehrsdichte in Bangkok mit Verkehr auf vier Ebenen (U-Bahn, Straßennetz, erhöhte Fußgängerwege und dem Skytrain). Auf der Dachterrasse des „Siamscapes“ genossen wir noch ein letztes Mal die Aussicht auf Bangkok und hielten hier unsere Abschlussbesprechung in luftiger Höhe. Zwei intensive, spannende, schöne und lehrreiche Wochen lagen hinter uns. Auf unterschiedlichsten Wegen (Tuk Tuk, U-Bahn, Taxi) gelangten wir zurück zu unserem Hotel, wo wir das Gepäck abholten und unsere Gruppe anfing, Abschied voneinander zu nehmen. Während ein Teil der Gruppe zurück nach Deutschland flog, ging für den anderen Teil das Abenteuer Thailand weiter und es wurden verschiedenste Regionen individuell und auf eigene Faust erkundet.

Sonja Volkelt

© Merit Koch: Mit TukTuks zum Hotel