skip to content

Exkursionstag 1.0: Feuchtgebiete, Ghandi, Tempel und Tee

Wie soll man forschen, wenn man weder die Stadt noch die Umgebung kennt? Um diese Frage aus dem Weg zu räumen und Guwahati ganzheitlich zu verstehen, führten wir nach unseren ersten zwei Feldarbeitstagen eine kleine Exkursion durch.

Als gute Geographen fingen wir erst einmal an, uns den Naturraum genauer anzuschauen. Dazu ging es früh morgens zum sogenannten Dipor Bil, einem Feuchtgebiet vor den Toren der Stadt, das mittlerweile sogar unter RAMSAR-Schutz steht. Das Ramsar-Abkommen stellt weltweit seit 1975 Feuchtgebiete, die von internationaler Relevanz sind, unter Schutz. Mittelpunkt des Feuchtgebiets ist ein großer See. Der Dipor Bil spielt eine bedeutende Rolle für den Hochwasserschutz, die Biodiversität sowie für die Livelihood vieler Menschen in der Region.

expand:
© Benjamin Nelles

Von einem Aussichtspunkt überblickten wir den ganzen See und konnten mit eigenen Augen eines der großen Probleme vieler asiatischer Feuchtgebiete sehen: die invasive Wasserhyazinthe, die zu einem echten ökologischen Problem geworden ist. Die Wasserhyazinthe zählt zu den am schnellsten wachsenden Pflanzen weltweit und verdrängt so einheimische Arten und bedeckt häufig ganze Seen, wodurch das Ökosystem stark gestört wird und viele Seen und Feuchtgebiete verlanden. Uns wurde klar, wie wichtig die Feuchtgebiete des Brahmaputras sind, um die Probleme sowie die jetzigen Strukturen in diesem Gebiet zu verstehen. Das ganze Tal des Brahmaputras war ursprünglich durchzogen von Feuchtgebieten, die zunehmend der fortschreitenden Urbanisierung weichen mussten. Dadurch konnten die Feuchtgebiete ihre wichtigen Ökosystemdienstleistungen, wie Hochwasserschutz, Nahrungsmittelquelle und Wasserspeicherung zunehmend nicht mehr leisten.

Nach diesem physisch-geographischen Standort folgte mit dem Maa Kamakhya Tempel wieder ein Stopp mit humangeographischem Schwerpunkt. Der Maa Kamakhya Tempel ist einer der ältesten Tempel des Hinduistischen Tantrismus und ist ein Pilgerort für Gläubige aus dieser Region und aus anderen Regionen. Durch den strömenden Regen bahnten wir uns den Weg zum Tempel, vorbei an dutzenden Gläubigen und Verkaufsständen für Devotionalien. 

Am Tempel angekommen mussten wir die Schuhe ausziehen, um den Komplex betreten zu dürfen. Barfuß erkundeten wir die Tempelanlage, die für uns erstmal sehr überfordernd wirkte. Opfertiere liefen umher, Früchte wurden geopfert, Gläubige standen in langen Reihen an, um in das Innere des eigentlichen Tempelgebäudes zu gelangen: Menschen mit Trommeln und anderen Instrumenten liefen singend umher, während sich andere im tempeleigenen Wasserbecken wuschen. 

© Benjamin Nelles
© Benjamin Nelles

Um diese ganzen Eindrücke zu verdauen, machten wir erstmal eine Mittagspause. Gestärkt ging es weiter zum Guwahati Tea Auction Centre, um ein kleines Tee-Tasting zu machen. Dabei konnten wir alle Variationen des berühmten Assam-Tees von weißem, über grünen bis schwarzen Tee testen.

© Benjamin Nelles
© Benjamin Nelles
© Benjamin Nelles
© Benjamin Nelles

Als letzter Stopp folgte noch die Gandhi Mandap Gedenkstätte. Auf diesem Hügel über der Stadt erfuhren wir viel über das Leben Gandhis und konnten von oben auf die gesamte Stadt und den Brahmaputra hinabblicken. 

Mit vielen neuen Eindrücken gewappnet waren wir nun bereit, wieder in unsere Feldarbeit einzusteigen.

Benjamin Nelles