Höhenrausch im Jazz-Takt
Überall in der Gemeinde lassen sich während unseres Aufenthaltes in St. Moritz Werbestände mit Broschüren und Programmheften sowie Werbeplakate für das Festival da Jazz wiederfinden. Doch was hat St. Moritz mit Jazz zu tun?
St. Moritz hat es geschafft, seine natürliche Schönheit, Kultur und Musik zu einem einzigartigen Erlebnis zu vereinen und mit dem Festival da Jazz seit 2008 ein Festivalangebot aufzustellen, das in der Sommersaison viele Besucher anlockt - zumal das Festival da Jazz sich anfänglich aus einem leidenschaftlichen Projekt mit einer kleinen Serie von Konzerten weiterentwickeln und letztendlich etablieren konnte. Hierbei bedient sich das Festival da Jazz am exklusiven Flair der Gemeinde und findet daher in mehreren Hotels, aber auch unter freiem Himmel statt. Insbesondere der Dracula Club ist weltbekannt und aufgrund seiner hohen Exklusivität heiß begehrt, aber auch weitestgehend nur privat zugänglich. Nur während des Festivals da Jazz steht der Club offen für alle, vorausgesetzt man kann im Vorfeld Konzertkarten ergattern. Ein Blick in das Programmheft verrät bereits das Line-up großartiger, weltbekannter Musiker, die die Hauptkonzerte bestreiten. Aber auch lokale, junge Musiker kommen unter dem Motto „New Generation #Jazzlab“ nicht zu kurz und dürften somit für die Gemeinde die nächste kulturelle Renaissance einläuten.
Die Verbindung zwischen Festivals und Stadtentwicklung ist unbestreitbar. Der Begriff "Festivalisierung" beschreibt den Trend der Zunahme kultureller Veranstaltungen, wie Musikfestivals, Filmfestivals und kulinarischer Events, in Städten und Gemeinden als Mittel zur Förderung des Tourismus und der wirtschaftlichen Entwicklung. In Anbetracht der Tatsache, dass St. Moritz nahezu rein vom Tourismus lebt, war es äußerst interessant zu erfahren, welchen Stellenwert das Festival da Jazz darin einnimmt. Hierzu eigneten sich die mehrtägigen Open-Air Konzerte auf der Hauser-Terrasse, um mit den Festivalbesuchern das Gespräch zu suchen und um die Ausfüllung eines digitalen Fragebogens zu bitten. Hierbei befanden sich unter den Besuchern weitaus mehr Einheimische als gedacht; viele nehmen seit mehreren Jahren an dem Festival teil. Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf lokale Betriebe offenbarten sich bereits vor Ort, denn die zahlreichen Konzerte sorgten auf der Terrasse des Hauser-Hotels für hohen Betrieb. Auch für uns blieb neben der Praktikumsarbeit gerne mal Zeit übrig, Konzerte zu genießen, z.B. den Auftritt von Gianni Tschenett, dem „Justin Bieber des Engadins“.
Ein besonderes Highlight waren für uns der Besuch und das gemeinsame Interview mit dem Gemeindepräsidenten und Gründer des Festival da Jazz, Christian Jott Jenny. Angesprochen wurden hierbei neue Ideen und Konzepte, wie das „Jazzlab“, um das Festival da Jazz zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Abschließend wurden wir überraschender- und hocherfreulicherweise zum Konzert des National Youth Orchestra of USA & Dee Dee Bridgewater eingeladen und durften somit bei einem der größeren Jazzkonzerte im Hotel Reine Victoria (mit dem neuesten eingeweihten Teppich der Schweiz, wohlgemerkt) den Abend ausklingen lassen.
Berkay Usluer