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Tag 05 (04.09.): Stürmische Begrüßung

Herðubreið © Frauke Kraas

Der frühe Vogel ist unser Freund! Bei wieder einmal für Island fantastischem Wetter begrüßt uns die malerische Kulisse der Ausläufer des Vatnajökull und ein neuer lehrreicher Tag beginnt. Unser Tagesziel, die Herðubreið, erhebt sich, wie es sich für eine Königin gehört, majestätisch in den morgendlichen Himmel. Gefrühstückt, alles eingepackt und die ganze Truppe macht sich auf den Weg, um der Königin der Berge Islands ihre Aufwartung zu machen.

50 Kilometer Luftlinie, aber 100 km durch die Missetäterwüste und ihr gefährliches Terrain, liegen vor uns. Den ersten Stopp machen wir, als unsere treuen Gefährten Maggy und Tanni den ersten Gletscherfluss überqueren müssen. Dort entdecken wir eine einsame in den Berg gehauene Einsiedlerhütte, die perfekt zur Szenerie Wüste, Gletscherfluss und grüne Wiese passt. Nachdem wir dies hinter uns lassen und unseren zweiten Stopp machen, begeben wir uns auf eine kleine Wanderung und besuchen den Unterschlupf zweier Outlaws mitten in der Wüste. Diese wurden wegen Ehebruch, was vom 15 Jh. bis ins 18 Jh. als Kapitalverbrechen auf Island galt, gesucht und versteckten sich in der Missetäterwüste in einer Felsformation, die ihnen Schutz bot, und durch den angrenzenden Fluss und die kleine Grünlandschaft drumherum für ihr Überleben sorgte. Wir können nur hoffen, dass nicht auch noch heute Outlaws hier ihr Unwesen treiben und uns auf unserem Weg zur Königin aufhalten. Zu unserem Schutz singt uns unsere isländische Begleiterin ein isländisches Volkslied und verblüfft uns mit ihrer Gesangskunst. Nach diesem spontanen Konzert können wir unsere Reise in Richtung Herðubreið unbehelligt fortsetzen.

Unseren nächsten Stopp machen wir am Jökulsá á Fjöllum. Dieser reißende Gletscherfluss zeigt uns hier seine ganze Kraft und fließt mit einem irrsinnigen Tempo an uns vorbei. Doch als wir uns auf den Rückweg zu unseren Gefährten machen, erwischen uns die Schergen der Missetäterwüste und zeigen uns eine der rauhen Seiten Islands in Form eines Sandsturms. Wir sind zum Glück gut ausgerüstet, klappen unsere Visiere herunter und können uns in den Schutz von Maggy und Tanni retten. Mit diesen geht es immer weiter in Richtung der Königin. Doch der Sandsturm will noch nicht aufgeben und verfolgt uns bis zu den Füßen der Königin. Als wir uns in den Schutz ihres Mantels begeben, lässt der Sturm von uns ab und wir erreichen den sicheren Hafen, den Campingplatz von Herðubreiðarlindir. Dieser befindet sich in einer der größten Oasen Islands, welche reich an Flora und Fauna ist.

Neben der Oase befindet sich ein erkaltetes Lavafeld, welchem wir nun die Aufwartung machen. Direkt fällt uns die ungewöhnliche Anhäufung der Lava auf. Es sieht so aus, als hätte jemand Seile und Stricke hintereinander aufgereiht und für uns parat gelegt. Doch bevor diese uns zu sehr fesseln können, kehren wir zurück zum Campingplatz und lassen den Abend an den „warmen“ Feuern von Maggy, beim gemeinsamen Festschmaus, an der Tafel der Königin, ausklingen. Zum Abschluss dieser wieder einmal abenteuerlichen Tagesreise erfreut uns noch eine Bardin mit ihrer eindrucksvollen Lesung über die Planung einer so abenteuerlichen Reise wie der unseren. Den wirklichen Abschluss des Abends bildet, wie die Abende zuvor schon, die Nordlichtshow am Himmel, so dass wir alle gut behütet in den wohlverdienten Schlaf fallen können.

Alexander Parré und Tanja Rausch