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03: Hekla – und die „göttliche Komödie“

An der Hekla geht (k)ein Weg vorbei ...

Die 1491 m hohe, markante Hekla, ein sog. Zentralvulkan in einem ganzen System mehrerer, staffelartig gescharter Kraterreihen, zu denen auch die Laki-Reihe und die Eldjá-Spalte gehören, zählt zu den aktivsten Vulkanen Islands. Der erste Ausbruch wird auf etwa 6000 Jahre v. Chr. datiert. Beim einstweilen letzten großen, 13 Monate dauernden Ausbruch 1947 stiegen Explosionswolken bis in 30 km Höhe auf, und Tephra-Aschen wurden bis in den Raum Helsinki verfrachtet. Kleinere Ausbrüche ereigneten sich 1970, 1980/81, 1991 und 2000. Die Hekla fördert vor allem rhyolithische Bimsaschen, zudem basaltische, kieselsäurereiche dacitische und andesitische Laven (Schnütgen 1995: 69-72). Man schätzt, dass etwa die Hälfte des postglazial geförderten Lavavolumens Islands diesem Vulkanmassiv entstammt. Seit gut zehn Jahren scheint sich unterirdisch wieder Magma aufzubauen; jährlich hebt sich die Hekla um mehrere Millimeter pro Jahr. Häufige Erdbebenschwärme in niedrigen Tiefen wurden zuletzt 2015 gemessen.

Die Hekla spielt aber auch in der europäischen Kulturgeschichte eine Rolle. Seit der "Landnahme", der dauerhaften Besiedlung Islands (870-930), begannen sich Erzählungen und Gerüchte über Naturwunder, aber auch berühmt-berüchtigte Phänomene Islands in Mitteleuropa auszubreiten und Phantasien beflügelten Vorstellungen von gefürchteten Orten. Waren Geysire, Solfataren und Fumarolen noch merkwürdige Naturphänomene, so rankten sich besonders um den Vulkan Hekla düstere Vorstellungen. Die Kunde vom gewaltigen Ausbruch der Hekla im Jahr 1104 und Beschreibungen der fatalen Folgen verbreiteten sich im mittelalterlichen Europa rasch. In der „isländischen Handschriftensammlung Flateyjarbók, findet sich die Beschreibung einer Expedition […, bei der] „die Teilnehmenden große und kleine schwarze Vögel in den Flammen am Krater zu sehen glaubten, von denen sie meinten, es wären die fliegenden Seelen der Verdammten“[1]. Diese und weitere Erzählungen nährten Vorstellungen von der Hekla als ein "Tor zur Hölle", als "Ort der Verdammten". Ein weiterer großer Ausbruch im Jahr 1300 scheint etwa Dantes „Göttliche Komödie“ zumindest mit-beeinflusst zu haben. Glanz[1] weist darauf hin, dass sich bei Dante „überraschenderweise“ die Vorstellung der Hölle als ein „kalter Ort“ – der „altnordischen Mythologie nicht fremd“[1] – findet. Einseitige, negative Berichte von Island dominieren bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, bis erste wissenschaftliche Reisen bisherige Vorstellungen entmystifizierten – für die Hekla: als die Naturwissenschaftler Ólafsson und Pálsson “den Vulkan für eine Expedition im Auftrag des dänischen Königs bestiegen und das Licht der Aufklärung in das angebliche Höllentor leuchten ließen“[1].

An der Hekla führt (k)ein Weg vorbei ... wir hoffen, sie in ihrer majestätischen Schönheit im zweiten Teil unserer Exkursion zu Gesicht zu bekommen …

Frauke Kraas


[1] Glanz, B.M.: „Dantes Verse. Hölle aus Vulkan und Eis“, FAZ 10.8.2021.