Tag 15 (14.09.): Eyyy ab in den Süden!
Im Sinne des Sommerhits von Buddy 2003 machen wir uns heute digital auf an die Südküste Islands. Nach den erneut sehr eindrucksvollen Tagen in der Naturlandschaft im Hochland, mit den vielfältigsten morphologischen Formen, die viele von uns je kennengelernt haben, sind wir gespannt, was der Süden mit den ausgeprägten Kulturlandschaften zu bieten hat. Ganz im Gegenteil zum Song von Buddy ist unser Wetter aber nicht südländisch, sondern isländisch. Regen im Wechsel mit Sonne bei um die 10 Grad Celsius. Das isländische Sprichwort „Gefällt dir das Wetter nicht? Warte einfach 5 Minuten“, fängt langsam an Sinn zu ergeben.
Thematisch lernen wir heute einen neuen Wirtschaftssektor in Island kennen: Digitalisierung, Kryptowährungen und Serverfarmen bilden neue wirtschaftliche Standbeine für Island, welche begünstigt werden durch kühle klimatische und gute energietechnische Bedingungen (Geothermie) - und eine mögliche Zukunftsperspektive für Island darstellen. Genug mit Digitalisierung. Doch halt, noch nicht ganz, ein Uniprofessor der Universität von Island hat sich zu uns geschaltet und berichtet uns über das Studium in Island und macht uns Lust auf die Reykjanes-Halbinsel, mit einem Vortrag über den seit kurzem wieder ausbrechenden Fagradalsfjall. Vielleicht bekommen wir wenigstens unweit des Lavastroms sommerliche Temperaturen.
Wie bei einer Reise in den Süden Europas zeigt uns auch der Süden Islands die außergewöhnliche Flora und Fauna südlicher Regionen: Am Svinafell und Skaftafell des Vatnajökull-Gletschers finden wir eine sehr ungewöhnliche Biodiversität vor. Die sonst so spärlich entwickelte Vegetation Islands scheint hier vom Kälteeinfluss des Gletschers verschont worden zu sein und konnte sich so zu einer blühenden Oase entwickeln. Nach Pflanzen in der Aschewüste an der Askja ist dies nun das nächste an sich vegetationsfeindliche Gebiet, in dem wir dennoch Pflanzen finden.
Generell ist im Süden Islands deutlich mehr Acker-, Weide- und Viehwirtschaft anzutreffen als im Norden des Landes. Die Böden sind durch die Vulkanaschen fruchtbarer und die hohen Niederschläge ermöglichen es, Ackerbau zu betreiben. Nach vielen Tagen im „kargen“ Hochland wird es auf der Route entlang der Ringstraße gefühlt mit jedem Meter grüner.
Die Aussicht aufs stahlblaue Meer der Südküste können wir am Reynisfjara Black Beach bestaunen. Der aus erodierter Lavaasche bestehende Sandstrand gehört zu den schönsten Stränden der Welt, obwohl er nicht ansatzweise die mit palmengesäumten Sandstrände der anderen Top Ten widerspiegelt. Mal wieder ein Beispiel für die ungewöhnliche und besondere Schönheit, die Island zu bieten hat.
Zwischen Vik und dem Kap Dyrholaey bekommen wir die Chance, die Fauna des Südens kennenzulernen. Dieses Reservoir ist in den Frühlings- und Sommermonaten Brutplatz für Papageientaucher und Seeschwalben, aber auch Möwen und Eissturmvögel sind hier anzutreffen. Papageientaucher werden in der Gegend übrigens als Delikatesse angeboten … eine Spezialität des Südens, von der wir gerne absehen.
Thomas Barucha