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Tag 07 (06.09.): Mücken, Mücken, Mücken

Mücken © Frauke Kraas

Fast malerisch liegt an unserem ersten Morgen der Mývatn vor uns. Was uns an diesem Tag noch erwartete, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen. Erste Tat des Tages: eine Auffrischung der Kenntnisse zu Theorien der Regionalentwicklung. In munterem „Stationenlernen“ erläutern wir uns nochmals gegenseitig die Hintergründe von Entwicklungsprozessen und wie diese in Island wiedererkannt werden können.

Doch genug Theorie. Erster Stopp des Tages, der Hverfjall (/kverfjadl/). Ein etwa 100 Meter hoher Krater, der möglicherweise in nur wenigen Stunden oder Tagen vor mehr als 2800 Jahren in einer riesigen Wasserdampf-Explosion entstanden ist. Die Vorstellung, dass an nur einem Ort in so kurzer Zeit (da ist sich die Wissenschaft noch nicht einig) 250 Mrd. Tonnen Gestein aus der Erde geschleudert wurden, ist zugleich beeindruckend und angsteinflößend.

Nach unserem Abstieg erwartet uns in einem Informationsunterstand ein fast ähnlich schauriges Spektakel: Aberhunderte Fliegen krabbeln auf den Scheiben umher. Ein Vorbote auf das, was uns noch erwarten sollte.

Arbeiten am Mývatn © Frauke Kraas
Dimmuborgir © Frauke Kraas

Nächster Halt: Dimmuborgir. Die dortigen kraterähnlichen Säulen sind das Ergebnis aus  Wasserdampf und dünnflüssiger Lava. Ähnlich wie am Hverfjall wurde hier Lava in einem Lavasee durch die Feuchtigkeit des Bodens hochgedrückt und erstarrt. Als der Rest des Lavasees abfloss, blieben diese skurrilen Formen übrig. In der isländischen Mythologie war Dimmuborgir ein Ort, der von Trollen und Feen beherbergt wurde. Außerdem soll dort der isländische Weihnachtsmann wohnen. Ähnlich verschleiert wie der Weihnachtsmann müssen auch wir mittlerweile Dimmuborgir begehen, da Myriaden von Mücken des Mývatn ihren Weg zu uns gefunden haben. Unsere Lösung: Schwimmbrille mit Wüstenhut und FFP2-Maske oder der Packsack oder das Halstuch – alles, was über Gesicht und Ohren gezogen werden kann.  

Diese Technik wird uns auch an unserem letzten Stopp des Tages nützlich. In der Nähe der Pseudokrater unweit des Mývatn erwarten uns gefühlt alle Mücken Nordislands. Der Aufstieg auf den Berg wird zwar dadurch schwieriger und anstrengender, aber letztendlich belohnt uns der knapp 250 hohe Aufstieg mit einer atemberaubenden Aussicht über den Mývatn für unsere harte Arbeit. Jetzt haben wir uns unsere Dusche mehr als verdient.

Thomas Barucha

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Myvatn mit Pseudokratern © Frauke Kraas
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Myvatn mit Mücken und coronakonform © Frauke Kraas