02: Warum urbanes Kulturerbe?
Als Schwerpunktthema des Geländepraktikums wurde dieses Mal „urbanes Kulturerbe“ gewählt. Warum? Asiens Megastädte verändern sich im Zuge der teils rasanten Urbanisierungsprozesse tiefgehend: Sichtbarste Zeugen sind das massive, zumeist flächige Ausgreifen der Städte in die angrenzenden, vormals überwiegend landwirtschaftlich genutzten Gebiete, zahlreiche neue Großinfrastrukturen (Autobahnen, Metrobahnen oder Leitungssysteme) und die tiefgreifenden Verdichtungen in die Höhe – am augenfälligsten an den zahlreichen neuen Hochhäusern zu sehen. Dadurch geraten die Gebiete der Altstädte sowie die historische Bausubstanz zunehmend, teils massiv unter Modernisierungsdruck – ein vielschichtiger urbaner Prozess! Die historischen Stadtviertel mit seinem einzigartigen Kulturerbe werden mehr und mehr im Zuge dessen uniformen globalisierten Architektur- und Baustilen geopfert.
Diese Veränderungen wollten wir uns in Pune genauer ansehen, sprich: genauer untersuchen, wie sich das sehr unterschiedliche urbane Kulturerbe – zum Beispiel kulturelle Monumente, Orte religiöser Bedeutung, städtische Viertel besonderer Handwerkstraditionen, traditionelle Wasserversorgungsanlagen, aber auch Festivals sowie die urbanen Traditionen typischer Speisen und Gewürze unter dem Urbanisierungs- und Modernisierungsdruck verändern. Vor allem wollten wir verstehen, welche Ursachen im einzelnen für den tiefgreifenden Wandel urbanen Kulturerbes verantwortlich sind und welche Implikationen daraus für eine nachhaltige Stadtentwicklung folgern.
Pune als aufstrebende Megastadt wurde ausgewählt, weil wir seit mehr als 17 Jahren mit dem Institute of Environment Education and Research der Bharati Vidyapeeth University (BVIEER) in guter institutioneller Partnerschaft kooperieren. In gemeinsamer theoretisch-konzeptioneller und praktischer Feldarbeit von 15 deutschen und 12 indischen Master-Studierenden des BVIEER – auf Basis großzügiger Unterstützung durch das „A New Passage to India“-Programms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) – wurden zentrale Prozesse der Stadtentwicklung, Fragen von Schutz und Bedrohung urbanen Kulturerbes sowie Chancen touristischer Inwertsetzung, ökonomischer Nutzung sowie Konflikte um Prioritäten städtebaulicher wie sozialräumlicher Gestaltung untersucht. Auf dem Programm standen Erhebungen in Tempeln, Palästen, Wadas, Museen und Parks, während des traditionellen Navrati-Festivals sowie in Handwerkervierteln und traditionellen Restaurants und Geschäften. Einige der Ergebnisse sollen in folgenden Blogs geteilt werden.
Frauke Kraas