04: Urbaner Wandel im „urban fringe“
Im direkt an die Megastadt Pune angrenzenden, zunächst noch ländlichen Raum, dem sog. „urban fringe“, zeigt sich – wie wir auf der Fahrt zum Kulturerbe des Sinagadh Fort beobachten konnten – der urbane Wandel in Folge von drei ineinander greifenden aktuellen Urbanisierungsphasen: Zunächst wird die beginnende Urbanisierung in einer ersten Phase durch Grundstücksverkäufe in den Pune direkt umgebenden Dörfern vor ihrer Eingemeindung nach Pune nicht zwangsläufig sichtbar. Ersichtlich sind dabei dann überwucherte, aber bereits schon eingegrenzte Grundstücke, je nachdem mit großen Toren an Zufahrten oder Straßen.
Erst in der zweiten Phase sieht man dann, wie sich die landwirtschaftliche Nutzfläche mit den ersten neuen Gebäuden, teils schon ersten Hochhäusern, sowie mit z.T. nach und nach erweiterten Bauwerken (die zu Beginn noch wie unfertige Gebäude wirken können) „vermischt“. Die Gebäude werden dann weiter gebaut, wenn finanzielle Mittel dazu bereitstehen. Das führt dazu, dass im Gelände überwucherte oder unfertige Gebäude „herumstehen“, die sich fortdauernd in das Ortsbild einfügen und als Bauruinen missverstanden werden können.
In einer dritten Urbanisierungsphase verdichtet sich dann die urbane Nutzung: Großinvestoren treten auf und werden baulich wirksam, wobei die ursprüngliche Bevölkerung durch den Grundstücksverkauf ihrer vormals ländlich genutzten (oft jedoch unter Wert verkauften) Grundstücke zunehmenden Wohlstand erfährt. Durch diesen neu gewonnenen Wohlstand werden die alten Häuser zurückgelassen – z.T. wohnt hier dann noch die ältere Bevölkerung – oder verfallen und die Grundstücksverkäufer ziehen in luxuriösere, größere Häuser, die bereits entstehen oder gebaut werden. Der aus dem Grundstück resultierende Vorteil für die Großinvestoren: Da die Dörfer noch nicht eingemeindet sind und dies erst in naher oder ferner Zukunft geschieht, haben die Großinvestoren freie Hand in der Grundstücksbebauung oder -gestaltung. Dadurch entstehen unglaubliche Artefakte im Vergleich zum restlichen Siedlungsbestand, was sich dann wieder positiv als Alleinstellungsmerkmal von vermeintlichem Luxus oder Status abzeichnet. Später, wenn die Urbanisierung dann ausbreitet und die Dörfer eingemeindet werden, ziehen außerdem die Preise an und der Gewinn ist garantiert.
Malte Hochum