28.-29.08.2018: Zurück unter Menschen
Die nächste Tagesetappe führte uns weg aus der Einsamkeit in Richtung der nicht weniger schönen Landschaft von Landmannalaugar. Kleiner Zwischenstopp (okay gut, es war nicht nur einer) in einem Obsidianfeld mit ausgiebiger Sammelaktion der schönen Steine und an weiteren Plätzen mit schöner Aussicht und schon kamen wir in unserem nächsten Camp an. Inmitten von dutzenden Menschen! Zu diesem Campingplatz führen zugänglichere Straßen und es fahren sogar Linienbusse. Dort sichteten wir das erste Hochzeitspärchen, das extra für Fotos nach Island angereist ist. Und das nicht ohne Grund, die Landschaft dort ist wirklich atemberaubend schön! Moosbewachsene Krater, tiefblaue Seen und „bunt“ gefärbte Berge. Die vielen Menschen haben uns nicht weiter gestört und so wanderten wir nach dem Zeltaufbau und Mittagessen mit Sonnenbrille ausgestattet (das Wetter hat es echt gut mit uns gemeint) in die „Rainbow Mountains“. Der Geruch bzw. Gestank nach Schwefel aus dem dampfenden Boden war anfangs zwar unangenehm, aber trotzdem nicht weiter schlimm, denn sowohl das Wetter als auch der Ausblick waren perfekt! Der Aufstieg dauerte etwa zwei Stunden und der Blick von oben ist atemberaubend. Natürlich wurde auch ein Gruppenfoto gemacht, das erste nicht in dicker Winterjacke, sondern Sonnenbrille und Pulli! Ganz schön ungewohnt, die anderen Exkursionsteilnehmer nicht dick eingemummelt in vielen Schichten zu sehen :-)
Das Beste kam zum Schluss – denn der Campingplatz ist nicht ohne Grund so beliebt. Er liegt an einer heißen Quelle, die damit auch die erste Dusche unserer Tour darstellte. Der Eintritt war es uns definitiv wert, so stand doch das Baden in einer von Islands berühmten Quellen bei jedem auf der Liste! Nur der Weg zurück zum Duschhaus und dann zum Zelt war bei einer Außentemperatur von nur knapp über 0°C unangenehm. Ob wir uns nicht vorher dafür geschämt haben, nie geduscht zu haben? Das mag jetzt wirklich ein wenig komisch klingen, aber: nein. Niemand von uns wollte in den zugigen Duschkabinen auf den anderen Campingplätzen für 500 Kronen (umgerechnet damals etwa 4€) duschen und dann mit nassen Haaren ins eiskalte Zelt steigen. Alle oder keiner – in unserem Fall also keiner. Außerdem waren wir zu jeder Tages- und Nachtzeit eh so dick angezogen, dass gar keine unangenehmen Gerüche entstehen konnten :-) Trotzdem war das Baden in der Quelle und das Duschen vorher und nachher eine Wohltat, auch wenn wir aus Sparmaßnahme jeweils zu zweit die Duschzeit ausgenutzt haben. 500kr waren die ganze Tour über übrigens unsere Währung für alles. Was, diese Kekse sollen eine Dusche wert sein? Niemals! Oh, der Eintritt hier kostet fünf Duschen, ob das gerechtfertigt ist?
Der nächste Tag startete mit einem Frühstück (mit Frühstücksei!) um 6:30 bei 4°C und Sonne. Um 8:30 fuhren wir los und kamen nach einigen Zwischenstopps (natürlich jeweils mit Analyse der Umgebung) um 10:45 auf dem Parkplatz eines Nationalparks an. Dort wurden die noch nassen Badesachen in der Sonne an Maggie getrocknet, während wir eine Wanderung in die Eldja-Schlucht unternahmen. Die weitere Fahrt verlief ohne Probleme und wie immer mit sehr unterhaltsamen Gesprächen. Die Besatzung wurde übrigens jeden Tag geändert, damit jeder ab und zu in den Genuss von Guðmundurs Sitzheizung oder den bequemen Sitzen in Bernds Maggie kommen konnte. Vorne bei Bernd gab es auch zwei Plätze, doch wer dort saß konnte sich nie besonders gut unterhalten. Der Motorenlärm war meist so laut, dass die Leute im hinteren Teil des Wagens die Worte besser verstanden als man selber vorne. Aber selbst an das gewöhnten wir uns und nach einer Weile störten die Kommentare aus dem „Wohnzimmer“ gar nicht mehr :-)
Angekommen auf dem Campingplatz in Kirkjubæjarklaustur nach einem Zwischenstopp im Supermarkt (die Keks-, Chips- und Lakritzvorräte mussten dringend aufgefüllt und ein neuer Plan aufgrund der schwierigen Wetterlage geschmiedet werden) wurden in der Sonne die Zelte aufgebaut und wieder ein Referat gehalten. Im Laufe eines Tages gab es neben der Lagebesprechung und dem Küchendienst übrigens noch einen weiteren stetigen Programmpunkt: das Tagesprotokoll. Jeden Tag wurde jemand anderes auserkoren und musste Stopp für Stopp aufschreiben, wo genau dieser war (mit den GPS-Koordinaten) und was dort besprochen wurde. Am Ende wurde alles zu einem lückenlosen Protokoll zusammengefügt. An diesem Tag war ich an der Reihe und auch wenn gefühlt doppelt so viele Stopps wie sonst gemacht wurden, war das eine schöne neue Erfahrung.
Merit Koch