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Naturgefahren in Island – Vulkanismus und Wetterbedingungen

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  • Menschenmassen am Gullfoss im November 2018 © Merit Koch
  • Der symbolische Gang „zwischen den Kontinentalplatten“ im Nationalpark Thingvellir © Merit Koch

Island ist in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Reiseziele weltweit geworden. Etwa zwei Millionen Touristen besuchten das Land im Jahr 2017, die jährliche Steigerung liegt bei bis zu 40 %. Zum Vergleich: die Bevölkerungszahl Islands liegt bei etwa 360.000 (Stand 2019).

Die vielfältigen, außergewöhnlichen und einzigartigen Landschaften machen die Insel als Reiseziel für die unterschiedlichsten Interessengruppen attraktiv. Dass Island ein Land mit vielen Naturgefahren ist, ist vielen Touristen jedoch nicht bewusst. Das Wissen der isländischen Touristen zu Naturgefahren ist durchaus ausbaufähig. Gerade der Süden Islands stellt auf relativ kleinem Raum eine Vielzahl an Touristen-Hotspots zur Verfügung und befindet sich gleichzeitig im Gefahrenbereich für Gletscherläufe und Aschefälle während eines Ausbruchs des Katla-Vulkans.

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Unwegsame Lava © Miriam Hentrich

Vulkanismus
Eine besonders große Gefahr geht von den Vulkanen aus, die sich unterhalb großer Eiskappen oder sogar Gletschern befinden. Auch Erdbeben zählen zu den Naturgefahren Islands, die sich – mit relativ niedrigen Werten auf der Richter-Skala – zum Teil täglich ereignen. Aufgrund seiner Lage am Mittelatlantischen Rücken und somit an der Plattengrenze zwischen Nordamerikanischer und Eurasischer Platte ist Island tektonisch hoch aktiv.

Alle 3 bis 4 Jahre ereignet sich eine vulkanische Eruption in Island. Katla ist ein 1500 m hoher Vulkan, der teilweise von der Myrdalsjökull- Eiskappe, die 600 km² umfasst, bedeckt ist. Die Kaldera der Katla ist 700 m tief und hat einen Durchmesser von 10 km, sie ist mit Eis verfüllt. Katla brach in den letzten 1100 Jahren durchschnittlich zweimal pro Jahrhundert aus, der letzte Ausbruch des Vulkans ereignete sich im Jahr 1918. Alle bekannten Eruptionen gingen mit Gletscherläufen (jökulhlaups) einher.
Der Eyjafjallajökull ist ein Stratovulkan, der sich im Süden Islands in der östlichen vulkanischen Zone befindet. Er ist 1666 m hoch und besitzt einen 2-3 km großen Krater. Bedeckt wird er von einer Eiskappe, die 70-200 m dick ist und eine Ausdehnung von 100 km² hat. Die letzte explosive Eruption des Eyjafjallajökull im April 2010 wurde durch Erdbeben in der Tiefe, die eine Magnitude von 1-3 aufwiesen, im Dezember 2009 und durch eine effusive Eruption einer Flanke bei Fimmvörðuháls angekündigt.
Während dieses Ausbruchs wurden 800 Menschen in der direkten Umgebung des Vulkans evakuiert. Der Ausbruch ging mit kleineren und mittleren Gletscherläufen mit einem Abfluss von 3 000 bis 30 000 m²/s-1und einer erheblichen Ascheproduktion einher. Innerhalb eines Radius von 10 km um den Krater des Vulkans wurde sehr feine Asche abgelagert. Die Höhe der Aschesäule betrug 9 km. Die Folgen der enormen Ascheauswürfe waren Einschränkungen im europäischen Flugverkehr, die internationale Auswirkungen hatten. In Großbritannien und auf dem europäischen Festland wurden Flughäfen für 6 Tage geschlossen und bis zum 21. April wurden insgesamt 95 000 Flüge annulliert.

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    Riesige Dimensionen werden durch die Menschen deutlich in den bunten Bergen von Landmannalaugar... © Miriam Hentrich
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    ...und im Vitikrater von Askja © Merit Koch

Dimensionen sind auf Island so eine Sache. Auf Fotos und Videos kann man die Größen und Entfernungen nur schwer einordnen und auch vor Ort kann es hilfreich sein, einen Menschen als Maßstab in der Ferne auszumachen, um zu begreifen, mit welcher Größenordnung man es zu tun hat.
Die Dimensionen und Auswirkungen eines Vulkanausbruchs verdeutlichten zahlreiche Lavafelder, die wir auf unserem Weg durchquerten. Einige Lavafelder sind so groß und unwegsam, dass man sie im Auto nur in Schrittgeschwindigkeit durchqueren kann. Das ist nicht übertrieben, auch wenn wir damals in der Vorbesprechung davon ausgingen, dass Frau Kraas einen Witz machen würde. Und so kam es, dass wir einen Tag lang bei durchschnittlichen 3 km/h auf unserem Weg durchs Hochland in Maggie durchgeschaukelt und teilweise von herabfallenden Büchern oder auch gesammelten Steinen getroffen wurden. Aber wie man sich in schaukelnden Fortbewegungsmitteln verhält, hatten wir ja schon während unserer Anreise auf der Fähre gelernt. So konnten wir unser gerade erst neu erlerntes Wissen direkt praktisch anwenden.

Wetterbedingungen
Vor Island bilden sich Tiefdruckgebiete, die anschließend über die Insel in Richtung zum europäischen Festland ziehen. Besonders Stürme können für Touristen und Einheimische gefährlich werden.

Dass auch die Wetterbedingungen auf der Insel nicht zu unterschätzen sind, haben wir nahezu täglich am eigenen Leib erfahren dürfen. Als Beispiele seien hier genannt die Zeltübernachtungen im Hochland bei -5 °C und Schnee inklusive morgendlichem Eis auf den Schlafsäcken und eine Nacht mit Dauerstarkregen, nach der sich unser Zeltplatz am Morgen in einen See verwandelt und unsere Zelte und unser Gepäck schwimmen gelernt hatten.

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Eisige Nächte im Hochland © Merit Koch
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Zeltplatz unter Wasser! © Merit Koch

Nach besagter Dauerregennacht machten wir uns pitschnass auf den Weg in eine neue Unterkunft. Auf die Schnelle konnten die Exkursionsleiter mit tatkräftiger Unterstützung von Mitarbeitern des Geographischen Instituts in Köln eine Unterkunft mit vier Wänden, Heizung und Betten organisieren (die kleinen Bungalows verfügten sogar über eine Einbauküche – nicht, dass wir Zeit gehabt hätten diese zu nutzen).

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    Nebel bei der Ankunft am Jökulsárlón © Miriam Hentrich
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    Ein paar Minuten später schien die Sonne (eine Bootstour durch die Eisgiganten machten wir aber trotzdem nicht) © Miriam Hentrich

Sobald wir in unserem Gepäck halbwegs trockene Kleidung gefunden hatten, unsere Schlafsäcke zum Trocknen bereit lagen und die beiden Reiseföhne der Reisegruppe heiß gelaufen waren, machten wir uns auf den Weg zur Gletscherlagune Jökulsárlón.

Dort angekommen sahen wir… leider nichts. Rein gar nichts. Touristen – klar, die sieht man im Süden Islands überall. Aber ansonsten sahen wir nichts. Alles war Teil eines dichten grauen Nebels, der vom Gletschersee bis zum Meer reichte. Wir alle hatten Bilder im Kopf, wie der Gletschersee aussehen sollte und waren doch sehr enttäuscht, dass wir leider so gar nichts davon erahnen konnten. Aber nicht umsonst sagen die Isländer gerne „Dir gefällt unser Wetter nicht? Dann warte 15 Minuten.“ Denn so schnell kann sich die aktuelle Wettersituation tatsächlich um 180° drehen. In diesem Fall änderte sie sich glücklicherweise zu unseren Gunsten. Nach ein paar Minuten an der Lagune kam aus südlicher Richtung, vom Meer aus, ein kräftiger Wind auf, der nach und nach den Nebel regelrecht wegpustete und die atemberaubende Gletscherlagune mit ihren eisblauen, weißen und mit Ascheablagerungen durchzogenen Eisblöcke zum Vorschein brachte.

Die nächste Stunde über staunten wir über die Aussicht, den Gletscher, die Eisblöcke, die aufs Meer getrieben und von der Strömung wieder zurück an den Strand gespült wurden, und über das asiatische Brautpaar, das sich bei den niedrigen Temperaturen und dem kräftigen Wind in Brautkleid und Anzug vor der Lagune fotografieren ließ. 
Im Anschluss nutzten wir den kalten kräftigen Wind noch, um unsere Zelte, die vom nächtlichen Dauerregen noch klitschnass waren, zu trocknen.

Miriam Hentrich 

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  • Eisblöcke liegen wie Diamanten am schwarzen Sand des „Diamond Beach“ © Miriam Hentrich
  • Irgendwie müssen die Zeltplanen ja wieder trocknen... © Merit Koch
  • Wer ein Hochzeitsbild mit Eisbergen haben möchte, muss wohl frieren © Miriam Hentrich