Buntes Treiben in Malakka
„Visit Historic Melaka Means Visit Malaysia” (https://visitmelaka.com.my/index.php/culture-heritagemenu/history). So viel vorab: Der Slogan der ältesten Stadt Malaysias verspricht nicht zu viel. Malakka spiegelt die Vielfalt an Kulturen, Religionen und Architektur wider. In zwei Tagen konnten wir uns einen guten Eindruck davon verschaffen.
Als wir kurz vor Sonnenuntergang in Malakka ankamen und wieder vor wunderschönen alten Shophouses standen, ahnten wir noch nicht, wie bunt und belebt die Altstadt an diesem Sonntagabend noch sein würde. Zunächst checkten wir im zentral auf der Jonker Street gelegenen Hotel ein. Anschließend trafen wir uns zur täglichen Abendsitzung – heute mit drei Referaten zu Kuala Lumpur. Die Abendsitzungen waren inzwischen zur Routine geworden. Neben Referaten, u.a. zur Geschichte des Ortes oder Tourismus- und Stadtentwicklung, stand immer eine Reflexionsrunde auf dem Programm. Bei dieser ließen wir unsere Eindrücke des Tages Revue passieren, konnten Fragen stellen und fleißig diskutieren.
Die Zeit nach der Abendsitzung durften wir frei gestalten. An diesem Abend zog es uns auf den riesigen Nachtmarkt auf der Jonker Street, auf dem es sehr leckeres Streetfood, Schmuck, Kleidung, Spielzeug, Handwerkskunst und vieles mehr zu kaufen gibt. Ein Stand reihte sich an den anderen. Viele Menschen, viel Trubel und ganz schön laut. Vor allem die bunt leuchtenden und reich verzierten Fahrrad-Rikschas, die mit ziemlich lauter Popmusik, die aus Lautsprechern dröhnt, durch die Gegend fuhren. Zwischen den Marktständen spielten Bands Straßenmusik, zu der zunächst nur wenige Leute tanzten. Das sollte sich schnell ändern, als wir in einer kleinen Gruppe vorbeikamen und prompt zum (Mit-)Tanzen aufgefordert wurden. Wir lachten und tanzten zusammen mit den Einheimischen zu Hits wie „I will survive“ oder zu malaysischen Klängen; stets begleitet von Handykameras, die auf uns gerichtet waren und jeden einzelnen Moment für die Ewigkeit festhielten. Wenn ich an diesen Moment zurückdenke, muss ich immer noch lächeln und daran denken, wie offen, gastfreundlich und herzlich die Malaysier sind.
Den nächsten Morgen starteten wir mit neuer Energie und voller Erkundungslust thematisch in dem 200 km entfernten Kuala Lumpur mit zwei Referaten über Suburbanisierung sowie Transport und Verkehr. Anschließend widmeten wir unsere Aufmerksamkeit dem schönen Ort Malakka. Aus stadtgeographischer Sicht weist der Ort eine regelmäßige und geplante Struktur auf. Wir spazierten an alten Shophouses vorbei, die oftmals detailgetreu restauriert und an die neue Nutzung angepasst wurden. Zudem sahen wir ein traditionelles Haus, das auf Stelzen gebaut wurde, um Schutz vor Flut und Tieren (z.B. Schlangen) zu bieten. Häufig wurden traditionell absichtlich sehr hohe Stelzen verwendet, damit man sogar unter dem Haus stehen konnte und dort einen schattigen Bereich hatte, der in der malaysischen Hitze besonders wertvoll war. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich der Cheng Hoon Teng-Tempel – der älteste chinesische Tempel Malaysias aus dem 14. Jh. Hier herrschte zur Morgenzeit bereits reges Treiben. Von dort ging es weiter zur Kampung Kling Mosque, einer der ältesten Moscheen in Malaysia, in die einige von uns mit ausgeliehenem Kopftuch hineingingen, und zum Sri Poyatha Vinayagar Moorthi Temple, dem ältesten Hindu-Tempel Malaysias.
In Malaysia sind in den bedeutenden Handelszentren häufig religiöse Stätten verschiedener Religionen auf einer Straße zu finden. Dadurch wird die geschichtlich bedingte religiöse und kulturelle Vielfalt deutlich. Malakka ist eine der kulturreichsten Städte Malaysias. Als Zeugnis des multikulturellen Erbes sowie ihres einzigartigen architektonischen Stadtbildes wurde Malakka im Jahre 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
Im 15. Jh. wurde Malakka – angetrieben von chinesischen Händlern – aufgrund ihrer guten maritimen Lage an der „Straße von Malakka“ vom Fischerdorf zum damals wichtigsten Handelsstützpunkt und Umschlagplatz für den Handel mit Gewürzen und anderen Gütern. Seitdem stand die Stadt unter portugiesischer (1511-1641), niederländischer (1641-1824) und britischer (1824-1954) Kolonialherrschaft, bevor Malaysia 1957 unabhängig wurde. Kurzer Einschub einer Tatsache, die uns gar nicht so bewusst war: Die Kolonialmächte hatten großen Einfluss auf die medizinische Versorgung der lokalen Bevölkerung. Sie brachten medizinisches Wissen mit und halfen so vor allem kranken Kindern und alten Menschen. Für ihre Hilfsleistungen akzeptierte die lokale Bevölkerung die Kolonialmächte.
Ein Überbleibsel der niederländischen Kolonialzeit ist der berühmte, zentral gelegene Rote Platz. Der Name ist Programm: Alle Gebäude auf diesem Platz sind rot angestrichen. Neben der Christ Church als ältestes niederländisches Gebäude in Asien und dem Stadthuys (beide sind heute Museen) gibt es hier einen Clocktower, einen kleinen Brunnen und Sitzgelegenheiten. Direkt am Malakka River gelegen, lädt dieser Platz zum Verweilen ein und ist zentrale Anlaufstelle für TouristInnen. Aber wir hatten keine Zeit zu verlieren und legten einige Höhenmeter zurück, um zum recht gut erhaltenen portugiesischen Fort zu gelangen und von dort mit einer tollen Aussicht auf Malakka belohnt zu werden. Anschließend gingen wir in eine Markthalle und lauschten einem Referat zum Thema „Cultural and Handicraft Tourism“, bevor uns der Bus in eine portugiesische Siedlung brachte. Leider kam kein Gespräch mit den OrtsbewohnerInnen zustande, sodass wir nach einem Referat über „Portuguese Settlement“ in schöner Location mit Meerblick weiter zum Malakka Gateway fuhren. Dies bezeichnet ein Offshore-Projekt mit künstlich aufgeschütteten Inseln und einem neuen Hafen. Denn der alte Hafen bietet nicht mehr genug Tiefgang für die großen, schweren Containerschiffe. Aktuell befindet sich das Projekt noch im Bau. Uns wurde nur ein kurzer Blick durch den Bauzaun ermöglicht, bevor wir die Rückfahrt zum Hotel antraten. Am Abend wurden noch die letzten malaysischen Ringgit auf den Kopf gehauen, da es am nächsten Tag nach Singapur gehen würde und es dort eine andere Währung gibt.
Mit erneut unfassbar vielen spannenden Eindrücken und Erlebnissen im Gepäck schlossen wir das Kapitel „Malakka“ und machten uns am Morgen des 20.02. auf den Weg nach Forest City. Natürlich durfte ein Gruppenbild vor unserem Hotel, das ebenfalls im Stil eines Shophouses gebaut war, nicht fehlen.
Dorina Kley