02: Anreise und Muang Tong Thani
Am 13.02. begann unsere Reise nach Thailand. 27 Teilnehmende, darunter Master- und Bachelorstudierende der Geographie und Externe. Bisher hatten wir uns in zwei Zoom-Meetings, einem Vorbereitungsseminar-Wochenende und einem Abendessen in einem thailändischen Restaurant in Köln kennengelernt und die Reise vorbereitet. In Zügen nach Frankfurt sowie am Flughafen selber haben wir uns getroffen und die Vorfreude stieg immer weiter. Pünktlich um 17:30 war ein Großteil der Gruppe in der Schlange zum Check-In. Dort und auch bei der Sicherheitskontrolle lief alles glatt und es musste nur der Verlust einer zu leistungsstarken Powerbank vertröstet werden, welche bis zum Rückflug in Deutschland bleiben musste.
Die Wartezeit am Gate war durch aufgeregte Gespräche, letzte Absicherungen („Sicher, dass wir genug Essen auf dem Flug bekommen?“) und kleine Laufeinheiten im Gate (um sich noch einmal auszupowern) kurzweilig. Die Gruppe bekam mehr oder weniger Schlaf auf dem Flug, welcher etwa 10:30 Stunden dauerte. Um 15 Uhr Ortszeit Bangkok trafen wir mit vollständigem Gepäck auf Frau Kraas, die aus Vietnam angereist war und uns mit einem Willkommensschild in der Hand in Empfang nahm.
Nach einer kurzen Begrüßung und der offiziellen Eröffnung der Exkursion stand die Entscheidung, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserem Hotel zu fahren. Dass damit fünf Stunden Reise und unzählig viele Treppenstufen mit Gepäck auf dem Rücken einhergehen würden, ahnte da noch niemand. Insgesamt nahmen wir fünf Bahnen, die vier verschiedenen Unternehmen zugehörig sind, weshalb wir fünfmal neue Tickets erwerben mussten. Die Züge waren trotz der Feierabendzeit nicht zu voll, sodass unsere Gruppe von 27 Menschen inklusive Gepäck reinpassten. Am Ende standen wir in Lak Si, von wo aus wir Taxis nehmen wollten. Dies klappte leider nicht reibungslos, denn zu der ehemaligen Satellitenstadt Muang Thong Thani, in der unser Hotel lag, wollten die wenigen Taxifahrer, die überhaupt anhielten, nicht hinfahren.
Ab dem Punkt wurde in Kleingruppen (nach einigen Anläufen erfolgreich) versucht, zum Hotel zu kommen, was für uns alle ein Abenteuer war.
Am nächsten Tag wurden wir wider Erwarten von ungewöhnlichen Regenfällen überrascht, die zu dieser Zeit selten auftreten und sogar zu Überschwemmungen in anderen Teilen der Stadt führten. Ausgestattet mit geeigneten Regensachen (Geographiestudierende sind immer auf alles vorbereitet) ging es auf Erkundungstour in Muang Thong Thani. Diese als eigenständige Satellitenstadt geplante Entwicklung westlich des internationalen Flugplatzes Don Muang hatte 1989 im Zuge des Immobilienbooms in Bangkok einen Blitzstart hingelegt. Der Bauboom hat jedoch 1995 schon im Vorfeld der Asienkrise aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten des Bauträgers Bangkok Land ein jähes Ende gefunden und zu einem unfertigen, von hohem Leerstand und von Bauruinen gekennzeichneten Stadtgebiet geführt. Aber was ist in den fast 30 Jahren seit Baustillstand in Muang Thong Thani passiert? Hat seitdem, trotz aller Schwierigkeiten und Fehler, eine positive Entwicklung stattgefunden oder ist das Gebiet seit 1995 ein riesiger Fehlschlag unter den Megastadtprojekten?
Dies galt es auf einem Rundgang durch die zwei strukturell sehr unterschiedlichen Bereiche von Muang Thong Thani – der Popular Area (mit einer der höchsten Bevölkerungsdichten Südostasiens) inklusive seiner Wohn-Condominien, „Flatted Factories“ und dem größten Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Konferenzkomplex Thailands sowie der Lakeside Area mit seinen markanten, bis zu 30stöckigen Hochhäusern, den „Villa Offices“, sowie den Semi-gated und Gated Communities – herauszufinden.
Auf nicht immer fußgängerfreundlichen Wegen konnten wir den immer noch hohen Leerstand sowie die weiterhin vorhandenen Bauruinen feststellen. Aber auch positive Entwicklungen, wie die Verbesserung der Versorgungs- und Dienstleistungsinfrastruktur, der Instandsetzung maroder Bausubstanz, eine deutlich verbesserte Anbindung des Stadtgebietes sowie der Bau einer noch nicht angebundenen U-Bahnstation deuten, auch nach fast 30 Jahren, auf Wiederbelebungs- und planerische Entwicklungsversuche hin. Auf ca. acht km Exkursionsroute konnten wir uns einen guten Eindruck vom aktuellen Zustand dieses ehemaligen Megastadtprojektes verschaffen und diesen zum Abschluss in einer SWOT-Analyse gemeinsam zusammenfassen. Ein extrem spannender zweiter Exkursionstag, den der tropische Regen nicht mal im Ansatz trüben konnte, neigte sich dem Ende zu. Das Ende des Exkursionstages fand dann, mit einem Referat über die historische Entwicklung Nordwest-Thailands, im Nachtzug nach Chiang Mai statt. Schlussendlich konnten wir uns dann, nach erfolgreichem und wiederum spannendem Referat, müde in die Schlafkojen verziehen und uns gemütlich vom Zug in den Schlaf rumpeln lassen.
Merit Koch & Regine Spohner