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15: Geisterhäuschen

Zu einer geographischen Exkursion gehört es auch, sich soziokulturell auf das entsprechende Land einzulassen und sich mit Traditionen und Bräuchen der Region auseinanderzusetzen. Denn nur so lässt sich eine Gesellschaft und damit verbunden auch ihre Stadtentwicklung richtig verstehen.

Ganz essenziell in Thailand ist die Religion des Buddhismus, dem fast 95% der Menschen in Thailand angehören. Diese Tatsache hat nicht nur wegen der zahlreichen Tempelanlagen eine ausgesprochene Bedeutung für die Städte und das Zusammenleben in Thailand, sondern es finden sich neben den Tempeln auch zahlreiche weitere Verbindungen zwischen Glauben und Stadtbild.

Häufig mit dem Buddhismus koexistent ist der Animismus, welcher als „Glaube“ an die Beseeltheit von lebenden und unbelebten Objekten beschrieben werden kann.

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© Merit Koch
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© Merit Koch
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© Merit Koch

Schon an unseren ersten Tagen sind uns während unserer Touren durch Zentral- und Nordthailand kleine Häuschen vor zahlreichen Gebäuden aufgefallen, die aussehen wie kleine Miniaturtempelanlagen. Schnell stellten wir uns deshalb die Frage, was es mit diesen Häuschen auf sich hat. Ein Mitglied unserer Exkursionsgruppe hatte sich schon vor Reisebeginn mit diesem Thema auseinandergesetzt und berichtete uns, dass es sich dabei um sogenannte „San Phra Phum“ handelt. Dies ist thailändisch und bedeutet übersetzt „Schrein der Erdgeister“. Geister, sogenannte Phi, spielen im animistischen „Glauben“ eine große Rolle. Sie sollen die Erde bewohnen und sind Teil des Alltags in Thailand, da sie, laut „Glauben“, Einfluss auf den Lauf der Welt nehmen.

Die u.a. von uns entdeckten Geisterhäuschen werden errichtet, sobald ein Grundstück bebaut wird, um die Geister zu beschwichtigen. Denn es wird davon ausgegangen, dass sie durch die menschliche Bebauung ihre Heimat verlieren und verdrängt werden. Somit wird der Versuch unternommen, ihnen eine Ersatzwohnstätte zu bieten.

Aufgefallen sind uns in diesem Zusammenhang auch Lebensmittel, wie Softdrinks, Früchte oder andere Leckereien, die vor den Geisterhäuschen aufgestellt werden. Mit diesen Gaben möchte man den Geistern etwas Gutes tun und sie dazu verleiten, in ihrem Schrein wohnen zu bleiben. Somit möchte man ihnen Respekt zollen und sie gut versorgen.

Eine spannende Tradition, die wir in allen Ecken unserer Reise in Thailand erleben konnten und die das Stadtbild deutlich prägt. Das Beispiel der San Phra Phum steht stellvertretend für viele Aspekte der thailändischen Kultur und Gesellschaft. Und schon kamen wir so einer Kultur etwas näher, die für uns anfangs noch fremd erschien und die wir durch die Exkursion besser verstehen lernten.

Sarah Jung & Natalie Krings