08: Auf den Spuren von Starbucks, Inklusion, TuchfärberInnen und Kartierungen in Mae Hong Son
Nach einer aufregenden Nacht in den Homestays des Muang Pon Eco Villages klingelte bei einigen von uns besonders früh morgens der Wecker, um an einem buddhistischen Morgenritual teilzunehmen. Dieses besteht darin, den durchs Dorf gehenden Mönchen Speisen als Opfergabe zu überreichen. Da wir uns nicht sicher waren, welche Regeln wir einzuhalten haben, beobachteten wir die anderen DorfbewohnerInnen und unsere routinierten thailändischen KollegInnen und legten, ohne etwas zu sagen, die Speisen und Getränke in die Beutel der Mönche. Nach einem leckeren Frühstück bei unseren verschiedenen Gastfamilien verabschiedeten wir uns mit vollen Mägen vom freundlichen Dorfvorsteher. Unsere nächste Nacht sollten wir in Mae Sariang verbringen. Auf dem kurvenreichen Weg dorthin legten wir einen Zwischenstopp im Huai Hom Karen Village ein, um eine Kaffeeplantage zu besuchen. Ja! Richtig gelesen, eine Kaffeeplantage in einem kleinen Dorf – mehrere Unternehmen setzen alle Arbeitsschritte vom Anbau über die Ernte bis hin zur Vermarktung selbst um.
Während des gesamten Tages wurden wir erneut offiziell begleitet, an allen Stopps freundlich empfangen und sehr zuvorkommend versorgt. Die Kaffeetrinker unter uns durften sich bei einer Tasse Kaffee vom leckeren Geschmack des örtlichen Kaffees überzeugen und alle anderen konnten im kleinen Shop Kaffee kaufen, um die Kaffeetrinker zuhause damit zu beglücken. Außerdem sind mehrere Unternehmen Teil der OTOP (One Tambon One Product - oder übersetzt "eine Gemeinde, ein Produkt"). Dabei wird ein spezielles Produkt der Region für die nationale sowie internationale Vermarktung gefördert. Manche Unternehmen fokussieren sich nicht nur auf einen Abnehmer, von dem sie abhängig wären, sondern vertreiben ihren Kaffee breit gestreut an mehrere Unternehmen. Fragt doch mal bei Eurem Starbucks nach, woher deren Kaffee genau kommt. ;)
Nach der Unternehmensvorstellung und einer Fragerunde bekamen wir einen Einblick in die Arbeit von lokalen Spinner- bzw. Weberinnen, welche schöne Stücke aus Schafswolle herstellen. Etwas weiter entfernt erreichten wir mit den Vans die Abpackstation für den Kaffee, welcher über einen Onlineshop von hier in die ganze Welt geschickt wird. Anschließend besuchten wir eine lokale Silberschmiede in Ban Laoop, die ihre Schmuckstücke direkt im angrenzenden Verkaufsladen vertreibt. Nach einer Snackpause mit Getränken, Maiswaffeln und weiteren Leckereien auf einer Dachterrasse mit kolossaler Aussicht (bei noch viel schönerem Wetter :D) verließen wir das Dorf wieder, um unsere Reise gen Süden fortzusetzen.
Östlich von Mae Sariang besuchten wir daraufhin das CDPD (Christian Center for the Development of Persons with Disabilities), wo wir herzlich mit einem Festmahl aus lokalen Anbauprodukten empfangen wurden.
Bei der Einrichtung sollen Personen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen die Chance erhalten, mit Hilfe von Betreuungspersonen lernen zu können. Hintergrund ist, dass die meisten Personen mit Behinderung leider nur selten Zugang zu Bildung, Arbeit und Perspektiven haben und daher abhängig von ihren Familien sind.
Nach kurzer Einführung durch eine amerikanische Missionarin durften wir dann selber anpacken! Insgesamt gab es drei Stationen, an denen wir zusammen mit den Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen Teilaufgaben der nachhaltigen Bewirtschaftungsformen kennenlernten. Konkret pflanzten wir Langbohnen/Sojabohnen (samt Einsetzen, Mulchen durch Reisstroh und Bewässern), mischten natürliche Dünger, bekamen insgesamt sieben verschiedene Substanzen (Insektizide, Fungizide, etc.) und deren Anwendung erklärt, bevor wir abschließend u.a. aus Bananenstauden Fischfutter herstellten. Alle Arbeitsschritte erfolgten nach Nachhaltigkeitsprinzipien, vollkommen organisch, nachhaltig und mit einfachen, aber bewährten Methoden.
Im Anschluss besuchten wir Tuchfärberinnen, welche Baumwolle mit verschiedenen Farbstoffen auf herkömmliche Weise färben. Viele Werke konnten wir in einem Verkaufsladen begutachten und schöne Souvenirs erwerben. ;)
Abschließend folgte eine Verabschiedung unserer offiziellen Begleitung seitens der Lokalverwaltung von Mae Hong Son und der Royal Projects, selbstredend mit herzlichem Dank für all die unglaublichen und einzigartigen Einblicke in Projekte und Lebensweisen, die wir so warmherzig gezeigt und erklärt bekamen.
Bei Sonnenuntergang erreichten wir die kleine Stadt Mae Sariang, die heute etwa 11.000 Einwohner zählt. Noch bevor wir ins Hotel eincheckten, fuhren wir zum Wat Phra That Chom Thong, von wo aus laut Reiseblogs ein toller Ausblick auf die Stadt und umliegenden Reisefelder auf uns warten sollte. Doch als wir ankamen, dämmerte es bereits, sodass wir den Ausblick nur erahnen konnten. Leider war die Tempelanlage nicht beleuchtet. Lediglich die große goldene Buddha-Figur erstrahlte in hellem Licht – was natürlich eine schöne Atmosphäre verbreitete! Darum fuhren wir nach kurzem Standortreferat von Merit und Dorina bald ins Hotel und aßen verteilt auf die umliegenden Restaurants zu Abend, bevor wir uns erneut zur Tagesbesprechung und einem Referat über das Goldene Dreieck trafen.
Am nächsten Morgen hieß es wieder Taschen packen, weißes Toast mit Ei oder Marmelade sowie Obst frühstücken, auschecken und das Gepäck in den vier Minivans verstauen. Teil 2 der Stadtführung startete an einer Moschee, die wir kurz von außen betrachteten. Dies ist eine Besonderheit, da es in Nordthailand nur 35 Moscheen gibt. In ganz Thailand sind knapp über 3.500 Moscheen zu finden für insgesamt ca. 4% Muslime im Land, die größtenteils im Süden leben. Anschließend besuchten wir einen der vielen in Thailand so beliebten Morning Markets, bevor wir uns am nächsten Tempel in vier Kleingruppen aufteilten und eine Einführung in die Kartierung mittels Avenza Maps erhielten. Bisher hat kaum jemand von uns damit gearbeitet. Umso größer war die Vorfreude, mit den Tablets loszuziehen und erste Gebäude selbst zu erfassen. Dank bester Vorbereitung der Karto-GIS-Gruppe um Gine, Sonja, Malte und Andi fiel dies nicht schwer und der Spaziergang zum Mae Sariang Museum wurde sinnvoll und lehrreich genutzt. Von dort aus verließen wir Mae Sariang weiter Richtung Süden, womit auch dieser Blogeintrag enden soll.
Malte Hochum und Dorina Kley