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17.03.2020: Die Odyssee der Rückkehr

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  • Kommunikation durch trennende Scheibe © Ramona Sordon
  • Vor dem Flughafengebäude, Lagebesprechung durchs Glas © Johanna Berresheim

Am 15.03.2020 hat Corona auch schlussendlich Indien erreicht. Nachdem wir aus Chandigarh mit dem Bus nach Delhi angereist waren, reisten wir weiter nach Gurgaon mit der Metro der Yellow Line. Wir wurden vorher mit Masken ausgestattet, welche im wesentlichen als eine Vorsichts- und Schutzmaßnahme gegenüber der indischen Bevölkerung dienten. Schon beim Aussteigen waren uns Blicke aufgefallen und die Anzahl von indischen Bürgern, welche mit einer Schutzmaske ausgestattet waren. Auch wir haben sie schlussendlich aufgesetzt, da es einfach eine Beruhigung unserer Mitmenschen sein sollte. Nach einer 30minütigen Fahrt nach Gurgaon und einem kurzen Fußmarsch kamen wir in unserem Hotel an. Die Reisegruppe musste einen kleinen Umweg machen, da wir durch die Lage des Hotels in einer Gated Community eine Strecke am Zaun entlang laufen mussten.

Im Hotel angekommen, wurde eine Krisensitzung einberufen. Das Auswärtige Amt hatte eine dringende Empfehlung ausgesprochen zurückzureisen. Die Abstimmung der Gruppe, die darauffolgte, war deutlich einstimmig: Ja, wir würden die Reise gerne weiter fortsetzen, jedoch wollten wir nicht in Quarantäne gesteckt werden, wie andere deutsche Mitbürger in Indien. Somit entschieden wir uns, zum Flughafen Indira Gandhi International Airport zu fahren, um mögliche Rückflüge zu buchen. Am Flughafen selber wurde die schwere Lage deutlich. Zahlreiche Menschen versuchten genauso wie wir ihre Flüge umzubuchen. Obwohl dieser Flughafen der beschäftigte und wichtigste von Indien ist, wurden wir maßlos enttäuscht mit der angebotenen Serviceleistung. Man verwies uns ständig auf Onlineangebote. So kam es, dass eine Studentengruppe verzweifelt über zwei Hotspots versuchte, überteuerte Flüge zu buchen. Nach zwei Stunden war jeder Student versorgt und wir konnten spät in der Nacht nach Hause fahren.

Leider konnten wir durch die gegebene Situation nicht alle am selben Tag fahren. Die Reisegruppe wurde somit jeden Tag kleiner und kleiner. Endlich kam der Abreisetag, der sich auch sehr spannend gestaltete. Am Morgen konnte man feststellen, dass zahlreiche Airlines ihren Betrieb einstellten und Indien einen Shutdown vornahm. Langsam wurde auch das Internet immer sporadischer. Somit verbrachte der Rest der Gruppe stundenlanges Warten am Flughafen. Da wir im Bereich der Domestic Flights saßen, waren wir stark mit Einheimischen konfrontiert. Mittlerweile wurden ihre Blicke immer düsterer als sie uns sahen und das Wort Corona fiel häufig. Auch wurde man mehrfach von der Security angesprochen, warum wir nach über sieben Stunden immer noch an derselben Stelle sitzen würden, worauf wir irgendwann die Sprachbarriere als notwendige Ignoranz einsetzen mussten, um nicht unseren Platz am Flughafen aufgeben zu müssen. Als die nächste Etappe des Check-Ins überstanden war, bemerkte man die Schwierigkeit der Lage: Flieger bekamen keine Starterlaubnis, da sie nicht genügend gereinigt wären. Dies hatte ein Nachspiel auf unsere Anschlussflüge, welche einige von uns verpassten. Ein paar von uns strandeten in Abu Dhabi für eine Nacht, wo zwar das Hotel und das angebotene Essen exzellent waren, aber das Heimweh immer stärker wurde. Nachdem wir endlich in dem Flug Richtung Europa saßen und dort angekommen durch die Immigration schritten, verschwand das stressige und ängstliche Magengefühl schnell...

Ich muss gestehen: Das Gefühl, als wir wieder deutschen Boden unter seinen Füßen hatten, war herrlich! Eine solche Rückreise hatte ich bisher noch nie erlebt…und es kann auch erst einmal eine Weile warten, bis sich so etwas wiederholen muss. Zeitweise hat es sich schon sehr nach einer Flucht angefühlt, und ich kann natürlich nicht nachvollziehen, was Flüchtlinge in einer solchen Situation empfinden, da wir den Luxus eines Deutschen Reisepasses besitzen. Ich denke aber schon, dass dieses Erlebnis jeden von uns geprägt und sehr sensibilisiert hat auch in Bezug auf diese Thematik.

Annika Reicherts


 

Rückreise-Chaos

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  • Abwarten und Chai trinken / kurz vor Abflug, Lagebesprechung, kurz nachdem wir alle ins Flughafengebäude kamen © Johanna Berresheim
  • Krisenlage Flughafen © Ramona Sordon

Liebe Leserinnen und Leser,

folgende Ereignisse sind zunächst in die angespannte Situation bezüglich des COVID-19-Virus einzuordnen.

Am Sonntag, den 15.03., fuhren wir gemeinsam mit Frau Kraas zum Flughafen in Delhi, um dort vor Ort unsere Flüge umzubuchen, weil es nun immer wahrscheinlicher wurde, dass die ursprünglich geplante Rückreise nicht duchgeführt werden konnte. Zusätzlich wurde uns über den Reiseveranstalter der Exkursion mitgeteilt, dass die Alternative darin bestünde, für zwei Wochen in fragwürdigen Quarantänestandorten in Indien unterzukommen. Dies wollte natürlich keiner von uns, sondern der Wille in die Heimat zu gelangen wuchs stetig. Somit machten wir uns nun auf, um vor Ort etwaige günstigere Flüge direkt und sicher am Airport zu buchen. Leider begannen hier schon die Schwierigkeiten, da wir am Flughafen keinerlei Möglichkeiten besaßen, durch Airline-Mitarbeiter die Flüge umzubuchen. Allerdings gelang uns, teilweise mit Hilfe aus Deutschland oder durch schnell gelegte WLAN-Hotspots die Flüge selbständig um- oder neu zu buchen.
Mit gutem Gewissen, dass die Rückreise gesichert sei, wurde am Montag, den 16.03., die Exkursion nach Agra fortgeführt. Wer bis hierhin noch nicht den Ernst der Lage verstanden hatte, wurde am Taj Mahal von der Realität eingeholt. Der Ort war wie ausgestorben. Keine Europäer betrachteten das Monument, nur hier und da stieß man auf indische Einwohner, die uns mit kritischen Blicken beäugten. Da wir zudem über Bundesstaatengrenzen fuhren und diese nach und nach geschlossen wurden, war die Abreise über den Flughafen in Delhi alles andere als sicher, weil hierfür ebenfalls über eine inländische Grenze fahren mussten.

Am Dienstag spitze sich nun die Situation zu. Wir bekamen morgens von Frau Kraas einen Anruf, dass wir so schnell wie möglich und ohne lange Fragen zu stellen zum Airport nach Delhi sollten. Schnell wurde eiligst gepackt und Taxis organisiert. Als wir über die Bundesstaatengrenze nach Delhi fuhren, war die Freude so groß, dass wir eine Laola im Taxi starteten. Doch die Freude schien verfrüht, denn vorm Airport stand schon Militärpolizei, die Kontrollen durchführte und wir vermuteten, dass sie besonders Europäer in Quarantäne bringen wollten. Dem war zum Glück nicht so. Wir kamen also am Airport an und erhielten die Nachricht, dass selbst der Flug von Frau Kraas abgesagt wurde. Die Angst begann wieder zu steigen, dass wir aus Indien nicht ausreisen könnten. Die Situation am Flughafen war zudem chaotisch, weil wir nicht die Einzigen waren, die nur noch ausreisen wollten. Nach erneuter Um- oder Neubuchung der Flüge über Frau Kraas und einer erheblichen Wartezeit von fast 24 Stunden konnten auch die letzten zwei (Annika und ich) die Rückreise über Abu Dhabi antreten.

Leider verlief diese ebenfalls nicht so wie geplant, da wir schon in Delhi mit erheblicher Verspätung gestartet waren und somit den Flug in Abu Dhabi verpassten. Wir wurden in Abu Dhabi, dank der Airline, in einem Hotel untergebracht und verpflegt. Jedoch bestand weiterhin die Gefahr, dass auch der nächste Flug am folgenden Tag abgesagt würde. Somit waren wir bis zuletzt angespannt und voller Sehnsucht nach Deutschland. Letztendlich gelangten wir am 19.03. nach Deutschland und konnten unsere Geliebten endlich wieder in die Arme schließen.

Diese turbulente und teilweise sehr unglückliche Abreise konnte zum Glück letztendlich von Allen, im wohlbekannten Umfeld des Heimatlandes, hinter sich gelassen werden. Wir sind nun alle froh, gesund und munter wieder Zuhause zu sein.

Romina Schlößer

Flughafen - in Elefantenruhe liegt die Kraft © Frauke Kraas