Zwar mussten wir die Exkursion vor Ort in Indien abbrechen und sind alle wohlbehalten früher oder später in Deutschland angekommen, aber unser „Abenteuer“ Indien-Exkursion war deswegen noch lange nicht vorbei. Es ging weiter, und zwar Online – aus unserer Indien-Exkursion wurde somit kurzerhand eine e-Exkursion.

Teilweise noch etwas geschafft und müde von unserer langen Rückreise und noch gezeichnet vom Gefühlschaos über die Freude und Dankbarkeit, es noch rechtzeitig vor dem Lockdown Indiens nach Deutschland geschafft zu haben, aber auch der Enttäuschung und Traurigkeit darüber, dass wir nicht mehr in Indien waren und die Ziele, die noch vor uns lagen, nicht mehr erleben zu können, hieß es am 20.03. für uns „Es geht weiter!“. Gespannt saßen wir alle um Punkt 9 Uhr vor unseren Laptops und starteten die Video-Konferenz. Es fühlte sich eigenartig an, den eigentlich praktischsten Teil und das Highlight unseres Geographie-Studiums auf diese Art und Weise weiterzuführen, dennoch waren wir motiviert, das Beste daraus zu machen. Es zeigte sich, dass unsere Gruppendynamik nicht auf dem Weg von Indien nach Deutschland auf der Strecke geblieben war, sondern dass wir auch online gut zusammen funktionierten und arbeiten konnten. Auf der Agenda für den ersten e-Exkursionstag stand Varanasi. Eine Stadt, auf die sich einige von uns am meisten gefreut hatten. Die indische „City of Lights“, welche eine der drei wichtigsten Pilgerstätten Indiens ist, hat uns schon im Vorfeld fasziniert und wir waren extrem gespannt, diese Stadt live zu erleben. Um dieses Erlebnis so gut es geht nachzustellen, hatten sich Johanna und Jonathan, die Varanasi vorbereitet hatten und uns vor Ort von Standort zu Standort führen sollten,  auf die Suche nach gutem Videomaterial und Walking-Tours auf Youtube gemacht. Sie schafften es in kürzester Zeit Videomaterial zu finden, das uns einen authentischen Eindruck von Varanasi ermöglichte. Das von den beiden ausgesuchte Youtube-Video zum Einstieg schauten die meisten von uns mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite freuten wir uns, doch noch ein paar Eindrücke von Varanasis Straßen bekommen zu können, auf der anderen Seite tat es im Herzen weh, „nur“ virtuell durch die Straßen zu laufen, weil wir so nah dran gewesen waren und unser Ziel doch nicht erreichen konnten. Johanna und Jonathan führten uns trotzdem gut durch e-Varanasi und zu den einzelnen Standorten, welche die beiden vorbereitet hatten. So ging es zum Kashi-Vishwanaht Tempel und zum Dashashwamedh Ghat, wo uns vor allem der Kontrast von Glaube und Rationalität in Bezug auf die religiösen Rituale am und im Ganges deutlich wurden. Schließlich wurden wir zum Brij Rama-Palast geführt, welcher heute zu einem Luxushotel geworden ist. E-Exkursionen bedeutet aber nicht nur Youtube-Videos schauen und sich von Vorträgen berieseln zu lassen – das war direkt am ersten Tag klar. Für einen Methodenwechsel sorgte eine Textarbeit in Einzel- bzw. Partnerarbeit. Die ausgewählten Paper wurden vorbereitet und für die anderen per Video zusammengefasst.

Am Ende des Tages waren wir alle, auch Frau Kraas, wie unsere abendliche Feedbackrunde zeigte, ähnlich geschafft wie nach einem Exkursionstag vor Ort. Zwar fällt die körperliche Anstrengung weg, jedoch waren wir umso mehr kognitiv gefordert. Die fehlende Bewegung und Abwechslung zwischendurch fehlte uns spürbar. Am Ende des Tages versuchten wir gemeinsam zu überlegen, wie das weitere Programm gestaltet werden sollte, damit die Konzentrationsspanne hoch bleibt, was wirklich nicht einfach war. Weiter geht es nach dem Motto: „Augen auf und durch!“. Uns war klar: Diese Exkursion wird zu Ende gebracht, komme was wolle.

Ramona Sordon