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Ankunft in Yangon

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    Endlich reich! Zumindest für zwei Wochen. © Monika Langer
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    Das schwere Los der Tropen: wenn man nicht regelmäßig etwas dagegen tut, schimmelt alles vor sich hin. © Monika Langer

Als Mark und ich unsere Anreise planten, dachten wir uns: Wenn wir ohnehin irgendwo zwischenlanden müssen, dann nehmen wir doch Singapur oder Dubai. Es wurde schließlich die Wüstenmetropole, wo wir jedes Mal aufs Neue erstaunt waren, wie sauber und neu alles im Vergleich zu Deutschland ist (zumindest in den neuen Stadtteilen). Die Ankunft in Yangon war dementsprechend eine große Umstellung. Was in Dubai ein Terminal war, war hier der ganze Flughafen. Aber nachdem wir in Dubai ohne Etisalat-Simkarte (wir kannten ja Gurken- und Tomatensalat, aber Etisalat?) nirgendwo außer im Hotel online gekommen waren – mit einem großen Kontingent von sage und schreibe 1 MB – waren wir unglaublich erstaunt, am Flughafen ausreichend gutes WiFi vorzufinden. So gestaltete sich das Warten auf unsere Professorin (die mit einem anderen Flieger kam) sehr angenehm – so ganz allein wollten wir uns nämlich nicht in den Großstadtdschungel wagen.

Das erste Abenteuer erlebten wir aber sehr wohl: Es hieß Geld tauschen. Für sechs braune Scheine erhielten wir so viele myanmarische Kyat, dass man sich wie ein Millionär vorkam. Es waren ja „nur“ um die 400.000 Kyat. In 5000er Scheinen. Irgendwann packten wir dann leicht schwermütig unsere Handys in die Tasche (wohl wissend, dass wir womöglich die nächsten zwei Wochen kein Internet mehr haben würden) und folgten unserer Professorin nach draußen, wo uns die schon aus Dubai bekannte Hitzewelle entgegenwehte, und die Professorin ein Taxi ohne Touri-Wucherpreis besorgte. Und dann hieß es Kinnlade runter und aus dem Fenster starren…. Der Taxifahrer staunte aber auch nicht schlecht, da er wohl noch nie im Leben eine Europäerin gesehen hatte, die so gut Myanmar sprach. Unsere Professorin erklärte uns, dass der Fahrer auch daher so erstaunt war, weil es bis vor kurzem für Taxis verboten gewesen war, auf den Campus zu fahren – und jetzt drei Europäer auf einmal!

Der Campus selbst war sehr grün, und bald schon kamen wir im großzügigen, frisch renovierten Haus unserer Professorin an. Das nächste Abenteuer, das auf uns wartete, war dann: allein essen gehen. So trabten wir zu zweit zur „Mensa“, die aus mehreren behelfsmäßig gebauten Hütten mit Plastikstühlen besteht. Natürlich alles in der schön geschwungenen Myanmar-Schrift. Wir wählten also mehr oder weniger blind das Restaurant, wo unserer Meinung nach die meisten Leuten saßen (was sich aber dann doch als Trugschluss herausstellte – die Abgrenzungen hatten wir falsch eingeschätzt). Allerdings hatten wir genau ins Schwarze getroffen. Die Bedienung sprach gut Englisch, um uns zu beraten, und das Essen war köstliche indische Küche. Bei dem Preis mussten wir allerdings stutzen. 500 Kyat? Ca. 45 Cent? Für uns beide?! Wie die Trinkgeldgewohnheiten waren, wussten wir eigentlich auch nicht, was prompt dazu führte, dass die nette Kellnerin sich vor freudigem Lachen kaum halten konnte. Ab da ließen wir es erst mal sein mit den Trinkgeldern … anscheinend war es einfach nicht üblich.

Schließlich war die Zeit gekommen, das CoE (Center of Excellence, gegründet von den Universitäten Yangon und Köln) aufzusuchen, in dem unser Eröffnungsseminar stattfinden sollte. Bald schon kam uns ein netter Burmese entgegen und fragte uns, ob wir aus Köln seien – unser ganz persönliches Begrüßungskomitee also. Ohne ihn hätten wir wohl doppelt so lange gebraucht, um das Gebäude zu finden.

Nach vielen Wochen sahen wir nun endlich unsere drei Kommilitonen wieder, mit denen wir die nächsten Wochen verbringen würden, aber unseren Redebedarf konnten wir nicht stillen, da es schon 17 Uhr war und das Begrüßungsseminar anfing. Wir waren alle recht überrascht, wie heterogen unsere myanmarischen Exkursionsteilnehmer die Gruppe waren. Eigentlich nur wenige Studenten, sondern vor allem Doktoranden und Doktoren. Die erste Amtshandlung unserer Professorin war dann zunächst, uns zum Umsetzen aufzufordern, frei nach dem Motto „Mischen is possible“. Sonst wären wir noch lange in Männer-, Frauen-, myanmarischen und deutschen Gruppen zusammengerottet geblieben.

Danach sollten sich alle vorstellen, was eigentlich kaum etwas nützte – selbst wenn wir die Namen verstanden hätten, hätten wir sie uns nicht merken können. Bis zum Ende konnten wir uns nur sehr wenige Namen einprägen – der Rest der Gruppe hiess dann eben „der Doktor“, „der immer so lacht“, oder, wenn es um die teils sehr zurückhaltenden Damen ging, auch mal „keine Ahnung, die Eine da“. Alle, mit denen wir viel kommunizierten, bekamen einfach deutsche Namen (und umgekehrt wir auch myanmarische), und im Laufe der Zeit gewannen wir sie sehr lieb. „Unsere“ Myanmaren eben. Wozu muss man die Namen kennen, wenn man ein Lächeln auf dem Gesicht hat, wenn man sie anspricht?

Der nächste Punkt auf der Tagesordnung war das Abendessen in einem burmesischen Restaurant, das dann ein weit größerer Kulturschock war als das indische. So gab es für mich als Vegetarierin zum Beispiel Wassergras mit ganz viel Knoblauch am Reis. Der Gedanke war zwar gewöhnungsbedürftig, aber der Geschmack gut. Anders verhielt es sich allerdings mit dem Apfelsaft, den ich unklugerweise bestellte. Danach schwor ich mir, hier nie wieder welchen zu nehmen – glücklicherweise machte alle Papaya- und Wassermelonensäfte danach dieses Erlebnis wett.

Das Highlight des Abends war zweifelsohne der Besuch der Shwedagon-Pagode. Hunderte, golden leuchtende Pagoden und Stupas. Mit Buddha-Figuren noch und nöcher, in allen Größen, und teilweise mit weihnachtsbaummäßig blinkendem Kranz um den Kopf. Die zentrale Pagode einmal zu umrunden nahm allein schon ziemlich viel Zeit in Anspruch, und zum Schluss saßen wir alle noch eine Weile auf dem Boden zusammen und lernten uns kennen. So ging also der erste Tag zu Ende – und das eigentliche Abenteuer begann.

Monika Langer, 20.9.2014