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Wandern für Profis

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  • Am Ende erwischte uns der Monsunregen doch … © Monika Langer
  • An den Rändern der unbefestigten Straßen waren die Erosionsschäden besonders gut sichtbar. © Monika Langer

Der letzte Tag der Wanderung war dann die Hardcore-Tour. Bis auf einen Snack-Stopp an einem Laden, in dem ich mir nun auch endlich einen Pa-O-Schal holte, machten wir kaum Pausen, liefen die ganze Strecke bis Indein noch vor dem Mittagessen, und in den letzten zwei Stunden goss es dann wie aus Kübeln.

Für uns Geographen war dies natürlich besonders interessant, weil wir die Erosionsprozesse unter unseren Füßen live miterleben konnten. Dass es also auch zu großen Teilen die Straßen sind, die so einen großen Sedimenteintrag in den Inle-See verursachen, hätten wir wohl sonst kaum für möglich gehalten.

Als wir endlich zum späten Mittagessen in Indein ankamen, waren wir alle bis weit über die Knie nass und dreckig von der roten Erde. Alle, die konnten, zogen sich trockene Sachen an, und auf ging’s an den Inle-See: In langen, schwarzen Motorbooten, in denen wir mit Regenschirmen und -capes versorgt wurden (die Einheimischen in den anderen Booten natürlich nicht) ging es langsam aber sicher den braunen Fluss entlang. Dort erlebten wir auch das Touristenspektakel des Jahres: das Pagodenfestival. In zig Booten um uns herum schauten Touris und Einheimische dabei zu, wie Intha-Gruppen (das See-Volk) auf ihren geschmückten Booten an uns vorbeizogen. Das Besondere daran ist die Rudertechnik: Die Hand hält das Ruder oben, aber bewegt wird es vom Bein. So haben die Fischer immer eine Hand frei fürs Fischernetz. Schon beeindruckend! Daneben gab es auch schöne Boote mit Tänzerinnen, die uns mit ihrer traditionellen Kleidung in den Bann zogen. Irgendwann, nachdem wir an den zahllosen Pagoden vorbeigezogen waren, löste sich auch der Bootsstau auf, und wir konnten den Motor anwerfen. Was für ein Gefühl! Wie die auf Stelzen gebauten Häuser an uns vorbeizogen … zusammenmit der Wasserhyazinthen-Plage … und den schwimmenden Gärten. Die waren für mich besonders interessant, weil ich ein Referat darüber halten würde.

Die „Schwimmenden Gärten“ bestehen aus abgestorbenen Gräsern, Schilf und verschiedenen anderen Pflanzenresten, und dazwischen Schluff und Ton. Das Ganze wird dann in Rechtecken zu 2x40m befestigt, indem lange Bambusstäbe in den Seeboden getrieben werden. Das Resultat sind dann die beruhigend dahinwabernden, meist mit Tomaten bepflanzten Inseln, die von den Intha von ihren Booten aus gepflegt werden. An sich eine wunderbare Idee, aber es wohl besser, dass die Touristen wissen, dass die Bauern ihre Pflanzen heillos „auf Vorrat“ mit Pestiziden zukleistern …

Bald ließen wir aber auch diese schwimmenden Tomateninseln hinter uns und fuhren mit auf Hochtouren laufendem Motor auf den See hinaus. Was für ein Titanic-Gefühl, mit ausgetreckten Armen aufzustehen … den Sonnenuntergang zu beobachten … und der Regenboden erst! So klang also der Tag wunderschön aus.

Kaum kamen wir in Nyaung Shwe an, holte ich mir meinen ersten Loungyi. Sonst hätte ich nämlich keine saubere Beinkleidung mehr gehabt! Selbstverständlich freuten sich meine myanmarischen Freunde sehr darüber. Man merkt ihnen wirklich den Stolz an, den sie verspüren, wenn ein Fremder ihre traditionelle Kleidung trägt.

Nach einem köstlichen Abendessen entschwanden wir in die ersten Warmwasserduschen seit Tagen, wo wir vergeblich versuchten, die rote Erde aus den Hosen zu waschen. Auch unsere Schuhe würden mehrere Tage zum Trocknen brauchen …

Aber das war erst mal alles egal. Hauptsache weiches Bett und keine Mücken. Wir schliefen alle natürlich wunderbar.

Monika Langer