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Der erste Tag im Longyi

Kurz vor dem erlösenden Ende unserer Wanderung durchs Hochland gerieten wir in einen leichten Tropenschauer, der unsere komplette Kleidung verschlampte und etwige noch vorhandene saubere Kleidung im Rucksack völlig durchnässte. Glücklicherweise gab es direkt in Taunggyi einen Laundry Service. Sämtliche Kleidung wurde abgeholt und wir blieben halbnackt zurück. Auf diesen Moment hatten unsere Freunde aus Myanmar lange gewartet: Freudestrahlend präsentierten sie uns nach Landessitte zwei neue Longyis. Diese mussten natürlich direkt angezogen werden. Ein Longyi ist ein röhrenförmiges Stock Stoff, das meist etwa 120cm lang ist, mit meist hübschen Caromustern für die Männer und Blümchenmustern für die Frauen. In unserem Fall war das Muster rot und grün. Im Hinterzimmer angezogen (über zwanzig Mal musste uns gezeigt werden, wie man das Teil bindet) präsentierten wir unter großem Gelächter unseren neuen Dress. Mangels Wechselkleidung verbrachten wir die nächsten eineinhalb Tage im Longyi. Es war ein ungewohnt freies Gefühl, das aufgrund der Temperaturen und der Tatsache, dass jeder das Gleiche trug, sehr angenehm war. Alltägliche Dinge gestalteten sich als ungeahnte Herausforderung. Neben dem Gehen und Setzen gehörte auch der Besuch des Königreichs der Mücken (das Loch im Boden) dazu. Als größte Herausforderung stellte sich jedoch die Tatsache heraus, dass das Teil ständig herunterzurutschen drohte und das auch tat, wenn man es nicht ständig neu zusammenband. Bei den hiesigen klimatischen Bedingungen ist ein Longyi eine nette Alternative zur Hose.

Jannick Ansorge und Marc Wagner