Die Gefrierfach-Fahrt
Nach zwei Tagen Seminar mit Referaten zu den verschiedensten Themen, die uns einen guten Einblick in die Situation der myanmarischen Landwirtschaft vermittelten, begann unsere Reise nach Taunggyi mit der ersten Etappe Yangon – Kalaw. Das alles im Luxus-Hightech-Bus, der deutsche Reisebusse alt aussehen lässt: Liegesessel, Fernsehbildschirme mit einer netten Auswahl verschiedener Filme (na gut, Emirates mit ihren ca. 200 Filmen in gefühlten 20 Sprachen und LED-Sternchenhimmel bei Nacht konnten sie jetzt nicht gerade das Wasser reichen …), weiche Decke …. räusper …..
Was fehlte: Pudelmütze und warme Socken. Glücklicherweise hatte unsere Professorin und vorgewarnt. Wir waren also allesamt mit Winterjacken und -mützen bewaffnet, als wir uns zur Nachtruhe betteten, und einige schützten sogar ihr Gesicht mit Anti-Smog-Masken oder zogen die Decke über den Kopf. Was genau der Hintergedanke der Linienbetreiber dabei ist, solche Tiefkühlfachfahrten anzubieten – Klimaanlage auf 25° zu stellen wäre doch absolut ausreichend! – ist uns bis zum Ende schleierhaft geblieben. Als wir dann gegen 4 Uhr früh in Kalaw ankamen, hatten wir aber zumindest das Gefühl, dass die Klimaanlage auf unsere Bitten hin ein bisschen weniger kalt eingestellt worden war.
Und so standen wir nun da, viel zu früh in der frühen Morgenluft in fast vollkommener Dunkelheit – die Ankunft war für 6.00 Uhr angesetzt gewesen – und bekamen ein faszinierendes Schauspiel mit: Auf der anderen Straßenseite standen Dutzende Mönche in Reih und Glied und erhielten von den Stadtbewohnern, an denen sie langsam vorbeigingen, jeweils eine kleine Essensspende unbekannten Formats. Wir vermuteten Reis.
Da wir nun fast zwei Stunden totzuschlagen hatten, setzten wir uns solange in ein Café am Straßenrand und bestellten Frühstück. Dabei versuchten wir, die Myanmaren so wenig wie möglich für uns bezahlen zu lassen: Das ist nämlich hier das große Problem – die Menschen sind so aufopferungsvoll gastfreundlich, dass es einem Europäer, der um ihre mit uns verglichen Armut weiß, im Herzen wehtut, wenn sie einem das Essen spendieren. Natürlich sollte man sie auch nicht in ihrem Stolz kränken und immer zahlen – aber wie oft schon ist es vorgekommen, dass wir gerade zahlen wollten, es aber ein Myanmare schon vorher getan hatte. Oder dass wir gar körperlich miteinander darum ringen mussten – natürlich begleitet von Gelächter beiderseits – wer nun dem Kellner die bunten Scheine in die Hand drückt. Wenn die Myanmaren gewinnen, lächeln wir ein wenig bitter, denn wir wissen genau, dass das, was für uns Peanuts sind, für unsere Freunde ein kleines Vermögen ist. Dann vertrösten sie uns immer: „Next time, you will pay“ … aber irgendwie kommt dieses „next time“ nie, weil wir manchmal einfach ihre Flinkheit im Scheinezustecken verkennen ….
Monika Langer, 21.9.2014