Der fachliche und didaktische Mehrwert einer zweiwöchigen Realexkursion für Lehramtsstudierende
Die zweiwöchige Exkursion vor Ort im Ruhrgebiet hat mit aller Deutlichkeit gezeigt, wie wertvoll eine solche sein kann. 13 der insgesamt 18 ExkursionsteilnehmerInnen waren Lehramtsstudierende. Neben der fachinhaltlichen Vertiefung stadtgeographischer Forschungsinhalte und der Anwendung und Erprobung vieler humangeographischer Methoden hatte die Realexkursion aber auch einen zusätzlichen Mehrwert für uns Lehrämtler.
Durch das eigenständige, interessenorientierte und flexible Erkunden und Erarbeiten der Standortinhalte im Ruhrgebiet konnte jeder Einzelne in Partnerarbeit seine persönlichen Fachinteressen und -profile vertiefen und im Sinne des forschenden Lernens seine Standortinhalte gezielt erarbeiten. Durch das anschließende Zusammentragen aller Standortinformationen der anderen Tandemgruppen setzten sich nach und nach die Fallbeispiele stadtgeographischer Inhalte zu einem großen Gesamtbild zusammen. Die mündlich dargestellten Standortcharakteristika der einzelnen Gruppen konnten anschließend von den KommilitonInnen aufgesucht und untersucht werden. Erst durch das Gesamtbild erlangte man ein tiefergehendes Verständnis für die Entwicklungsdynamiken und -potentiale am Einzelstandort, die Stadtentwicklung im Ganzen und schließlich auch für die gesamte Regionalentwicklung. Erst die Kombination aus fachinhaltlichem Input und dem unmittelbaren Analysieren und Wahrnehmen, d. h. Sehen, teils auch Hören, Riechen und Erfahren des untersuchten Raumes führte zu einem vertieften statt bloß oberflächlichen Verstehen der Stadtentwicklungsdynamik. Diese Erkenntnis, dass Bildung und Lernen auf diesem Wege nachhaltiger sind als Lesen und Auswendiglernen, ist für mich persönlich in dieser Lehrveranstaltung am deutlichsten geworden, da ich es am eigenen Leib erleben konnte.
Hinzu kommt die große Menge an gezieltem Unterrichtsmaterial, die während der zwei Wochen Exkursion gemeinsam erarbeitet wurde. Wissenschaftliche Fachliteratur, Planungsanalysen und -materialien, Dokumentationsbilder, Interviews sowie auch persönliche Erfahrungen wurden in großem Umfang gebündelt und auf unserer Lernplattform gesammelt, worauf wir Lehramtsstudierende immer wieder zurückgreifen und in unseren Geographieunterricht einbinden können, denn Inhaltsfelder, in denen dieses Wissen einfließen kann, gibt es genug: „Bedeutungswandel von Standortfaktoren“, „Stadtentwicklung und Stadtstrukturen“ und „Dienstleistungen in ihrer Bedeutung für Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen“, um nur wenige Inhaltsfelder des Kernlehrplans von NRW zu nennen.
Letztlich bleibt nur zu sagen, dass ich hoffe, dass wir als zukünftige Lehrende den Wert von Exkursionen stets zu schätzen wissen und mehr noch die Wichtigkeit von Exkursionen an unseren Schulen deutlich machen. Denn die Exkursion als Lernmethode und der reale Raum als Lernort ist mit Blick auf die Bedeutung des anwendungsorientierten Lernens theoretisch-konzeptionellen Wissens zeitgemäßer denn je.
Kevin Schneider