03: Fahrt von Bangkok nach Chiang Mai
07.09./08.09.2019
Am Abend trafen wir uns um 18:30 Uhr in Bangkoks Hauptbahnhof Hua Lamphong, um unsere Fahrt mit dem Nachtzug nach Chiang Mai anzutreten. Hua Lamphong ist der Hauptknotenpunkt des thailändischen Eisenbahnnetzes. Alle Fernverbindungen beginnen oder enden hier. Es war schön, den Bahnhof noch in Aktion erleben zu können, denn künftig wird er von einem neuen, sich derzeit im Bau befindlichen Bahnhof abgelöst werden und wohl nur noch als Museum dienen. Unser Treffpunkt war unter dem Königsgemälde in der Empfangshalle des Bahnhofs. Wären wir nicht sowieso schon wegen der bevorstehenden Fahrt aufgeregt gewesen, wären wir es sicher spätestens hier geworden: Die große Bahnhofshalle war geschmückt mit Bildern und Gemälden, und entlang der Längswände führte jeweils eine schmale Galerie, auf der sich kleine Imbissgeschäfte befanden. Auf dem Boden der Halle saßen hunderte Leute, die geduldig auf die Abfahrt ihres Zuges warteten. Da wir noch eine knappe Stunde Zeit hatten machten wir es uns dort ebenfalls bequem.
Aufregend wurde es dann wieder als Frau Kraas die Zugtickets austeilte. Auf den einzelnen Fahrkarten standen jeweils der Wagon, die Sitznummer und ob man oben oder unten schlief. Was das zu bedeuten hatte, lernten wir dann, als wir den Zug betraten: Zunächst wirkte er wie ein ganz normaler Zug mit Sitzplätzen auf beiden Seiten des Ganges. Zwei Sitzplätze bildeten jeweils eine Art kleines Abteil. Wir waren alle in einem Waggon untergebracht, aber dieser war so lang, dass wir trotzdem eine Weile suchen mussten, bis jeder seinen Platz gefunden hatte. Nachdem auch das Gepäck vorschriftsgemäß auf den Ablagen untergebracht war, ging es los in den Norden Thailands. Da es in Südostasien früh dunkel wird, konnte man leider nicht viel erkennen, wenn man aus dem Fenster schaute. Wir waren noch gar nicht lange gefahren, als die Zugbegleiter durch unseren Wagon kamen und die Betten ausklappten, sodass auf beiden Seiten des Ganges jeweils unten und oben eine Bettenreihe entlangführte. Mit einem grünen Vorhang konnte man für etwas Privatsphäre sorgen.
Die Stimmung war gut, sodass Frau Kraas vorschlug, doch eine der Präsentationen anzuhören, die wir Studenten vorbereitet hatten. Wir versammelten uns auf den Betten, lauschten den Erzählungen über Bangkoks Backpackerviertel und starteten anschließend noch eine Diskussion. Das Plakat musste während der Präsentation einige Male zusammengefaltet werden, um andere Passagiere oder einen der Zugbegleiter vorbeizulassen. Bei der Diskussion sah man aus allen Betten Köpfe herausschauen oder Füße von oben herunterbaumeln. All das machte die Situation irgendwie lustig und skurril, aber es war sehr interessant und trotz allem sehr gemütlich.
Nach der Diskussion versuchten die meisten zu schlafen, da wir am nächsten Tag wieder volles Programm haben würden. Das Rattern und Schaukeln des Zuges half mir dabei, schnell einzuschlafen und obwohl die Betten sehr schmal waren, waren sie recht bequem. Dass das frühe Zubettgehen eine gute Idee gewesen war, merkten wir dann am nächsten Morgen, als um 6 Uhr die Zugbegleiter durch den Wagon kamen, gegen die Vorhänge klopften und lauthals „Coffee! Coffee!“ riefen. Da wir aber noch eine Weile unterwegs waren, schliefen manche einfach noch ein wenig weiter, andere versammelten sich in kleinen Grüppchen in einzelnen Betten und schauten aus dem Fenster, denn nun bei Tageslicht war der Ausblick wunderschön: Leuchtend grüne Reisfelder und Hügel wechselten sich ab mit kleinen Wäldchen und Dörfern, wo die Einheimischen schon fleißig am Arbeiten waren. Auch auf den Äckern konnte man schon Bauern mit ihren Ochsen entdecken, wie sie das Feld bestellten.
Schließlich wurde der Zug langsamer und wir hielten im Bahnhof von Chiang Mai an. Wir banden unsere Gepäckstücke los und als wir aus dem Zug stiegen, brannte die Morgensonne schon heiß vom Himmel. Nun hieß es, Chiang Mai zu erkunden!
Yasmin Heinrichs