05: Fahrt von Chiang Mai nach Chiang Rai
Am Morgen unseres fünften Exkursionstages brachen wir mit drei Kleinbussen von Chiang Mai Richtung Chiang Rai auf. Mit dieser ca. 200 km langen Fahrt kamen wir der Grenze von Thailand und Myanmar noch näher.
Unseren ersten Zwischenstopp machten wir beim Mae Takhrai National Park. Über eine improvisiert wirkende, aber dennoch stabile Brücke gelangten wir zu der Station der Ranger. Der Park ist über 350 Quadratkilometer groß und umfasst vor allem Waldgebiete, darunter auch tropischen Regenwald. Das Gebiet wurde erst 2017 zum Nationalpark erklärt, wie wir im Gespräch mit dem für den Park verantwortlichen Ranger erfuhren. Es bildet damit den dritten von fünf Nationalparks, die unter der Regentschaft des neuen Königs Rama X. etabliert wurden.
Einen weiteren Zwischenstopp legten wir auf einem Rastplatz ein, der mit „Hot Springs“ warb. Und tatsächlich gab es dort die Möglichkeit, Mineralbäder zu nehmen. Einige von uns hielten ihre Füße in das ziemlich warme Wasser, welches dort an die Oberfläche tritt. Bei über 30 Grad Lufttemperatur erfordert das schon etwas Überwindung, ist dann aber doch ganz angenehm. Der Rastplatz verfügte zudem über ein einfaches Motel und Restaurants. Für Wellness-Interessierte gab es auch ein sogenanntes „Fish-Spa“. Dabei handelt es sich um eine Art Aquarium mit kleinen Fischen, in das man seine Füße hält. Die Fischchen knabbern dann dem Kunden die Hornhaut von den Füßen. Dieses Wellness-Angebot lässt sich in vielen touristisch geprägten Orten Thailands entdecken. Besonders fiel uns an diesem Standort ein Juwelier auf, dessen Vitrinen mit echten Edelsteinen und Perlen gefüllt waren. Wir erfuhren, dass diese aus der Küstenregion Myanmars stammen und in den Dörfern der Bergvölker im Norden Thailands weiterverarbeitet werden. Das Geschäft wird von einem Chinesen geleitet, und auch die Mehrheit der Käufer sind Chinesen.
Auf der anderen Straßenseite entdeckten wir in einiger Entfernung an den Hängen der Hügel eine Pflanze, mit der wir im Norden Thailands nicht gerechnet hatten: Mais. Wie in vielen Regionen der Welt wird Mais auch in Asien als Futterpflanze für Tiere angebaut. Der Mais, den wir dort sahen, war mit großer Wahrscheinlichkeit für den chinesischen Markt bestimmt. Leider sind auch die ökologischen Folgen des Maisanbaus in Asien mit denen in Europa zu vergleichen. So benötigen Maispflanzen viele Nährstoffe und Wasser – ein Gut, das nicht zu jeder Jahreszeit in Südostasien in ausreichender Menge verfügbar ist. Zudem fördert der Maisanbau die Bodenerosion. Durch das Zusammenspiel von Hanglage und starken Regenfällen in der Monsunzeit in Asien wird die Bodenerosion noch verstärkt. Auf diese Weise kann landwirtschaftlich nutzbarer Boden verloren gehen.
Zur Mittagszeit machten wir dann Halt bei einem Restaurant, dessen Name zunächst für Verwunderung und Erheiterung sorgte: „Cabbages and Condoms“. Diese Restaurants gibt es seit den 1970er Jahren in Thailand. Dahinter steckt die NGO „Population and Community Development Association“ (PDA), deren Ziel es ist, mittels Familienplanungsprogrammen und Entwicklungsinitiativen Armut zu verringern. Wie wir selber feststellen konnten, gibt es in den Restaurants gutes thailändisches Essen zu fairen Preisen und dazu gratis Kondome. Nach dem Essen hörten wir noch Davids Referat über Tourismusentwicklung in Südostasien, speziell Thailand und Myanmar, bevor wir wieder in unsere Busse stiegen, um den Rest der Fahrt nach Chiang Rai anzutreten.
Anne Kreutz