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11: Kengtung

Kengtung war die am wenigsten touristisch erschlossene Stadt auf unserer Exkursion. Dies könnte sich in Zukunft wandeln, da die Stadt über viele sehenswerte Orte verfügt und strategisch günstig für grenzüberschreitenden Tourismus liegt. Wer sich einmal auf der Karte die Lage von Kengtung im Osten Myanmars vor Augen führt, dem fällt auf, dass die Grenzen zu China, Laos und Thailand in der Luftlinie nur etwa 70-100 km entfernt liegen. Hierbei müssen jedoch die begrenzte Anzahl an Fernstraßen, das bergige Gelände im Shan-Staat und die nicht immer einfachen Straßenverhältnisse berücksichtigt werden. Zudem können Staatengrenzen nur an ausgewiesenen Grenzübergängen unter Berücksichtigung der geltenden Einreise- und Visabestimmungen sowie Öffnungszeiten passiert werden. Grenzüberschreitender Tourismus in der Region des Goldenen Dreiecks kann also nicht mit der Freizügigkeit innerhalb der EU verglichen werden, stellt aber ein bedeutsames Potenzial für die weitere touristische Entwicklung dar.

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  • © Frauke Kraas
  • © Frauke Kraas
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Wir haben Kengtung zu Fuß erkundet und dabei mit einer Runde um den Nong Tung-See begonnen, der zentral in der Innenstadt liegt und von teils farbenfroh gestrichenen Häusern umsäumt wird. Der Fußweg, der unmittelbar an das Seeufer grenzt, lädt zu einem Spaziergang ein. Zudem stehen in regelmäßigen Abständen Bäume am Weg, man ist also ein wenig vor der Sonne geschützt, was wir bei Temperaturen von gut 30 °C zu schätzen wussten.

Am Südufer des Sees angekommen, liefen wir auf einen kleinen Hügel, auf dem eine Kirche und eine große goldene Buddha-Statue stehen. Dass es in Myanmar Kirchen gibt, liegt an Missionarstätigkeiten im 19. Jahrhundert und der Zeit als britische Kolonie. Bereits vom Seeufer aus konnte man deutlich sehen, dass der Buddha den Kirchturm erheblich überragt.

Zum Mittagessen gab es, wie fast immer in Myanmar, Reis und eine große Auswahl frisch gekochter Gemüse- und Fleischgerichte. Dazu servierte man uns jeweils eine kleine Schale Suppe mit Gemüseeinlage, die auch sehr lecker war. Wir wollten schon fast wieder das Restaurant verlassen, als eine Dame das Restaurant betrat und sie und Frau Kraas sich herzlich begrüßten. Es stellte sich heraus, dass die Dame Geographie-Professorin an der Universität Kengtung ist und die beiden sich schon länger kennen.

© Marie Behrenbruch

Für unser Nachmittagsprogramm, eine Wanderung auf den One Tree Hill, machten wir uns wieder zu Fuß auf den Weg. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Gelände vorbei, auf dem kleine, optisch ansprechende Häuschen an Touristen zu vermieten waren. Das Beherbergungsangebot in Kengtung umfasst also nicht nur Hotels, sondern bietet auch Möglichkeiten für andere Reise- und Übernachtungswünsche. Als wir gerade den „Gipfel“ des One Tree Hill erreicht hatten, auf dem der namensgebende 250 Jahre alte Baum steht, durften wir wieder einmal Zeugen myanmarischer Gastfreundschaft werden. Die Geographie-Professorin war uns in ihrem Auto den Hügel hinauf gefolgt. Oben angekommen öffnete sie den Kofferraum. Er war vollgeladen mit gekühlten Erfrischungsgetränken, die sie an uns alle verteilte. Wir waren wirklich gerührt davon, dass sie sich so um uns kümmerte, obwohl wir uns eigentlich gar nicht kannten. Wir Studierende baten also Frau Kraas und ihre Mitarbeiterin um eine kurze Lektion Myanmar, damit wir uns auch richtig für die Freundlichkeit bedanken konnten. Vielen Dank heißt auf Myanmar kyei zu tin ba de, was sich in etwa „dschäsudenbadé“ ausspricht.

Später besuchten wir noch einen Markt, der etwas außerhalb des Stadtzentrums lag. Unter freiem Himmel wurden hier vor allem Lebensmittel angeboten. Es gab ein breites Spektrum an Gemüse und Obst, Blumen sowie Stände, an denen frisches Fleisch und Fisch verkauft wurden.

© Marie Behrenbruch
© Marie Behrenbruch

Wir haben in Kengtung verschiedene touristische Potenziale entdeckt, aber auch myanmarische Lebensart und Gastfreundschaft kennengelernt.

Anne Kreutz