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02: Island – noch drei Wochen: Wohin wird die Reise gehen?

Die Corona-Inzidenzen in Deutschland steigen wieder, wir bleiben optimistisch: In gut drei Wochen soll unsere Große Exkursion starten …

Das intensive Vorbereitungsseminar über ein Wochenende Ende Juli, coronakonform rein digital – bildet das konzeptionelle Wissensfundament für die Exkursion. Zumindest theoretisch wissen wir nun schon einiges über die Entwicklungsdynamiken Islands!

Wohin genau soll es eigentlich gehen? Wir planen mit Bahn und Fähre – vom dänischen Hirtshals, an den Färöer-Inseln vorbei nach Island – anzureisen, so dass wir im Osten der Insel, in Seyðisfjörður, starten werden. Da die Lebenshaltungskosten auf Island extrem teuer sind, wählten wir Zeltunterkunft und Selbstversorgung. Der Seeweg erlaubt es, Kosten zu sparen, weil einige in Island sehr teure Lebensmittel mitgebracht werden dürfen.

Während sich die meisten ausländischen Reisenden auf den „Golden Circle“ und die – die Insel umrundende – Ringstraße konzentrieren, wollten wir vor dem Hintergrund unserer inhaltlichen Ziele – „Entwicklungsstrategien und -probleme eines europäischen Peripherraums im Globalisierungsprozess“ – selbstverständlich auch ins Hochland. Die Auswahl der anzusteuernden Exkursionsstandorte fiel schwer, denn natürlich reichen selbst achtzehn Tage nicht aus, um alle Wunschstandorte anzusteuern. Soweit im Voraus planbar – denn Witterungs- und Wetterbedingungen können flexibles Umdisponieren erfordern –, legten wir als wichtigste Stationen der Exkursionsroute die folgenden Orte fest: Egilsstaðir – Hallormstaður – Kverkfjöll – Askja – Herðubreið – Mývatn – Akureyri – Varmahlíð – Kjölur-Route – Hveravellir – Kerlingarfjöll – Gullfoss – Geysir – Landmannalaugar – Eldjá – Kirkjubæjarklaustur – Jökulsárlón – Breiðamerkurjökull – Skaftafell – Vik – Cap Dyrhólaey – Þingvellir – Reykjavik – Hafnarfjörður – Reykjanes – Fagradalsfjall und Keflavik.

Zu Beginn geht es ins Hochland zum Kárahnjúkar-Staudamm, einem der größten Energieprojekte Europas, in siedlungsleerem Raum. Am Kverkfjöll nördlich des Vatnajökull, gefolgt vom Askja-Massiv und dem Herðubreið, der Königin der Berge, warten geologisch-geomorphologisch hochspannende Orte: Gletscherdynamik, periglazialer Raum, rezenter Vulkanismus und subglaziale Eruptionen. In der Mývatn-Region werden Landschaftsentstehung und Tourismusentwicklung im Zentrum stehen. Landeserschließung, Regionalentwicklung und die eminente Bedeutung eines guten Transportsystems für die Regionalentwicklung werden verstehbar, wenn man auf der Ringstraße unterwegs ist. Im städtischen Norden um Akureyri mit seinen land- und fischereiwirtschaftlichen Potentialen und ihren modernen Weiterentwicklungen werden wir den aktuellen Strukturwandel behandeln. Touristische Aufwertungsprozesse in Peripherregionen des Hochlands – entlang der Kjölur-Route, im Kerlingarfjöll, dem Landmannalaugar-Gebiet – und die Diversität vulkanischer Prozesse erschließen an der Eldgjá-Spalte. An der Südküste und im „Golden Circle“ stehen land- und fischereiwirtschaftlicher Strukturwandel und touristische Marketingerfolge im Vordergrund. Um Jökulsárlón, Breiðamerkurjökull und Skaftafell werden periglaziale Landschaftsentwicklung deutlich. Am Ende der Exkursion steht der während der letzten Jahrzehnte massiv gewachsene städtische Agglomerationsraum von Reykjavik – in dieser Dominanz ein Ergebnis starker Internationalisierung und Globalisierung –, der seit der Wirtschaftskrise Islands einem tiefgreifenden Transformationsprozess unterliegt. Ein Abstecher zur Halbinsel Reykjanes mit Standorten im Umfeld die jüngsten Eruptionen des Fagradalsfjall ist selbstverständlich – ob der Vulkan dann noch stark aktiv sein wird?

Die Exkursion wird über größere Strecken Expeditionscharakter haben. Teamgeist, gute körperliche Kondition sowie die Bereitschaft, mit einem Minimum an Infrastruktur (z.B. einfachste Sanitäranlagen, an mehreren Tagen ausschließlich kaltes Wasser und keine Duschmöglichkeiten) auszukommen und sich jeden Tag an gemeinsamen Arbeiten für die Gruppe zu beteiligen, sind notwendige Voraussetzung. Die Übernachtung erfolgt zu zweit in Zelten – was angesichts der späten Reisezeit am Ende der Sommersaison und im Hochland gewisse Herausforderungen mit sich bringen könnte. Mehrstündige Wanderungen und unvorhersehbare Witterung erfordern die Mitnahme einer Grundausstattung an geeigneter Kleidung (gegen Regen, Schnee und Kälte), adäquates Schuhwerk und einen warmen Schlafsack.

Vor uns liegen fast drei Wochen gemeinsamer Arbeit in Island – und es gibt viel zu erschließen und erkunden! Ich bin gespannt und freue mich auf die gemeinsame Zeit …!

Frauke Kraas