07: Die Wetterfrösche
Fünf Tage Regen. Diese Prognose gaben wir uns am Anfang der Exkursion auf der Abenteuerfahrt nach Hirtshals, Dänemark. Dabei ist die Prognose durchaus optimistisch. Island ist bekannt für Regen, Wind, Kälte und wechselnde Wetterbedingungen. Um jeden Tag entsprechend gewappnet zu sein, haben wir zwei Wetterfrösche bestellt, die den Überblick über das Wetter behalten. Jeden Morgen nach dem Frühstück wird ein Ausblick für den Tag inklusive Empfehlungen für die tägliche Garderobe gegeben (Alle Angaben ohne Gewähr!).
Unser Gefühl sollte uns schon zu Beginn nicht täuschen. Gestartet sind wir mit strahlendem Sonnenschein und 20 Grad. Nicht die Mütze und der Schal waren die begehrten Begleiter, sondern vielmehr Sonnenbrille und Sonnencreme. Auch wenn kurze Zeit später die warmen Klamotten aus den Taschen geholt wurden, gab es bis jetzt nur vereinzelte Tropfen Regen. Wir waren durchaus optimistisch, dass es weiterhin so bleibt. Nach den ersten Tagen trieb uns der Hochmut zu der Frage, ob wir uns mit fünf Regentage sogar überschätzt hatten. Denn unser Motto lautete: Die Gruppe bekommt das Wetter, das sie verdient!
Mit Blick gen Reykjavik wurde uns aber durchaus bewusst (auch nach Expertise durch unsere isländischen Freunde), dass uns noch das typische isländische Wetter erwarten würde. Bereits am Mývatn, wo seit Monaten (!) nicht ein Tropfen Wasser vom Himmel gefallen ist, wurden wir natürlich eines Besseren belehrt. Zur großen Freude der ansässigen Mücken, die bis dato gemütlich im Winterschlaf schlummerten, wurden diese in einer regenreichen Nacht in die Freiheit entlassen. Der Folgetag war von nervenden Mückenschwärmen geprägt, die man sich nicht mal im Traum vorstellen kann. Zumindest werden wir den Tag und die Wanderung hinauf zum "Mývatn-Mücken-Berg" niemals vergessen.
Zum Wetter gehört auch die, insbesondere für Island-Touristen, allseits bekannte Aurora-Wettervorhersage. Auf deutsch, wann, wie, wo und zu welcher Wahrscheinlichkeit man die Nordlichter zu sehen bekommt. Nach Rücksprache mit unseren isländischen Reisebegleitern gibt es tatsächlich Touristen, die bereits x-fach nach Island gereist sind, nur um den spektakulären Anblick der Lichter zu genießen - und erfolglos wieder abgereist sind. Bezüglich unserer Reise wurden bereits am ersten Tag der Fährüberfahrt Nordlichter-Wetten abgeschlossen, die das Angebot vom goldenen Kaltgetränk für das erste Exkursions-Nachtreffen sicherstellen sollten. Und siehe da … in der ersten isländischen (Zelt-)Nacht wurden wir mit den ersten (von vielen!) Lichtern in Hallormsstaður belohnt. Für einige Teilnehmer hatte sich damit bereits ein erster Traum erfüllt, sodass die Exkursion nun als "Urlaub" weitergeführt werden konnte. Dienstagnacht (07.09.21) wurden wir Zeuge eines Naturschauspiels, das es am Folgetag auf die Titelseiten der isländischen Zeitungen und Blogs brachte. Über Stunden hinweg tanzten die Nordlichter (auch violett!) durch den wolkenlosen Himmel, sodass jeder Teilnehmer der Gruppe gemächlich durch unsere Fotografen vor dem Spektakel abgelichtet werden konnte.
Mit dem anstehenden „Bergfest“ lässt sich festhalten, dass Island uns bis jetzt mit nahezu perfektem Wetter beschenkt hat. Die Herðubreið, die „Königin der Berge Islands", konnte Frau Kraas die letzten Exkursionen nur durch das Dickicht erahnen. Wir kamen in den Genuss, Islands Landschaften tagtäglich auch aus kilometerferner Betrachtung bei Sonnenschein zu genießen. Sei es das "kitschige" morgendliche Öffnen des Zelteinganges mit perfektem Ausblick auf die Askja, den Vatnajökull oder eben die Herðubreið. Leider können die fernsehreifen Wetterberichterstattungen nun nicht mehr live fortgeführt werden. Wir blicken jedoch optimistisch ins Jahr 2022 und sind uns sicher, dass die Insel uns auch dann das verdiente Kaiserwetter bescheren wird.
Julian Rehse, Malte Schoppwinkel